Sicherheit, die beruhigt
Was den vierfachen deutschen Meister dagegen ungemein beruhigt, ist die Sicherheit, die ihm die absolvierte Ausbildung gegeben hat. "Wenn ich von heute auf morgen sagen würde, mir reicht es mit dem Turnen oder ich kann nicht mehr, dann könnte ich theoretisch in der nächsten Woche am Flughafen stehen und dort arbeiten", sieht er seinen Weg ins Berufsleben jederzeit frei und geebnet. Dass die Entscheidung richtig war, die Turnkarriere in Zusammenarbeit mit der Bundespolizei zu stemmen, davon ist er überzeugt. "Auf jeden Fall. Ich, für mich, ich würde es genauso wieder machen. Ich habe Frau, Kind, Haus. Und ich glaube, es gibt kaum eine bessere Absicherung im Leben, als Beamter zu sein", ist er überzeugt.
Rückblickend räumt er ein, seien aus der Doppelbelastung aus Ausbildung und Turnen natürlich auch Tage hervorgegangen, die extrem fordernd gewesen seien. "Insbesondere die Abschlussprüfungen, beziehungsweise die Zwischenprüfungen. Man hat da natürlich ein bisschen Schiss. Da kann ja schließlich immer was schiefgehen. Und was, wenn ich es nicht schaffe?", erinnert er sich. Denn geschenkt bekommen, habe man dort nichts. "Wir sind 100 Prozent ausgebildete Bundespolizisten. Wie jeder andere auch. Und von daher müssen wir uns halt auch genauso ordentlich vorbereiten und lernen wie alle anderen", betont er.
Das A und O: die Disziplin
Eines, was er als Spitzensportler gelernt habe, habe im durch diese Zeiten geholfen. "Die Disziplin. Ich denke, jeder Sportler hat eine gewisse Grunddisziplin. Da könnte ich jeden fragen. Sonst würde das alles nicht funktionieren", sagt er. Man müsse eben wissen, was man wolle. "Du machst das ja nicht aus Spaß, du machst das ja für dein Leben", fügt er hinzu. Daher sei eine Grundbedingung, dass man die Dinge ordentlich angehe und sich auch auf das konzentriere, was man tue. "Es ist halt wie in der Normalschule. Und auch da gibt es ja immer Tage, wo es mal nicht so geil läuft", weiß er.
Die Frage, ob sein Weg für andere ebenfalls der Beste sei, könne sich dagegen jeder nur selbst beantworten. "Ich denke, da hat jeder auch seine eigene Antwort, was für ihn selbst optimal ist. Was ich aber sagen kann, ist, dass die Bundespolizei zum Beispiel für Olympia noch ein paar Ausnahmen mehr macht", verrät er. Zum Beispiel müsse das jährliche Praktikum im Vorjahr der Olympischen Spiele nicht stattfinden, damit man die komplette Zeit habe, sich vorzubereiten. "Im nächsten Jahr macht man dann einfach zwei Monate. Das ist ein fairer Deal", findet der Hallenser.
Wer sich allerdings nicht vorstellen könne, nach der Turnkarriere als Polizist an der Grenze, am Flughafen oder am Bahnhof zu arbeiten, für den mache vermutlich auch die Ausbildungsschiene Bundespolizei keinen Sinn. "Wenn man sich aber damit identifizieren kann, diesen Job ein ganzes Berufsleben lang zu machen, dann gibt es wohl kaum etwas Besseres", glaubt Klessing.