Eine eigens erbaute Holztribüne war geschmückt mit schwarz-rot-goldnen Fahnen, ein Portait des "alten" Jahn blickte auf die Turner, daneben "erhob die Germania drohend das Schwert gegen Jeden, der unser herrliches Vaterland anzugreifen wagte.“
"Auch das französische, englische und schweizer Banner waren nicht vergessen, aber weit über diese hinaus ragte das Sternenbanner,
im schwarzen Flore trauernd über seinen verlorenen besten Sohn, uns Alle erinnernd an unsere wackeren deutschen Brüder da drüben,
die eben siegreich aus heiligem Kampfe um Menschenrechte zurückkehrten."
An der Festgestaltung beteiligte sich der deutsche Gesangverein und ein Orchester.
Die turnerische Gesamtleitung lag in den Händen des Dozenten Dr. Zöppritz aus Tübingen, ein früherer "Anmann" des Pariser Vereins. Über den Gesamtverlauf liegt eine dichte Beschreibung vor, auf deren Details hier nicht Bezug genommen werden kann. Folgende Punkte verdienen jedoch Erwähnung:
Es turnten viele junge Franzosen mit, die, zusammen mit sechs „Fremdenriegen“ aus Deutschland, England, Österreich, der Schweiz und dem Elsass den Einmarsch und die Freiübungen tadellos absolvierten, obwohl, wie lobend erwähnt wurde, das Kommando in Deutsch erfolgte. Besonderes Aufsehen erregten durch ihre turnerischen Leistungen die Mitglieder der (Pariser) Schweizer Turngesellschaft und die Turner aus dem elsässischen Gebweiler (heute Guebwiller). Von den Deutschen, von denen weitere Namen überliefert sind, sei hier wegen seiner Erstaunen erregenden Vorführungen der Turner Eichelsheim aus Siegen erwähnt.
"Vor allem aber müssen wir hier die Leistungen des Turnlehrers Baßler aus Guebweiler hervorheben,
Leistungen, die von keinem der übrigen Turner nur nachgeahmt werden konnten."
Beachtung verdient auch das Liedgut am ersten Tag: "Turner auf zum Streite", "Das Lied der Deutschen in Lyon" (von Mendelssohn), "Auf Ihr Brüder laßt uns wallen" (von Stuntz) und "Des Kriegers Gebet" von J. Lachner, "Normanns Sang" (von Kücken) und endlich "Was ist des Deutschen Vaterland" (von E. M. Arndt, vertont von Reichardt).
"Denn das Singen ist auch ein Teil der Turnerei", wurde vom Berichterstatter festgehalten.
Ein großer Kommers mit mehr als 800 Teilnehmern am Freitag, dem 26. Mai, vereinigte die Turner im Elysée Montmartre. Auch hier dominierten bei der Ausschmückung die "nationalen" Symbole, die Germania, deutsche, schweizer und amerikanische Fahnen. Wir erfahren, dass das Portrait des "alten Jahn" ein Geschenk des Berliner Malers Engelbach war. Der ehemalige Bonner Professor Gottfried Kinkel war in Begleitung einiger Freunde aus dem englischen Exil angereist. Er hatte eigens ein "Bundeslied" gedichtet, das hier zum ersten Mal vorgetragen wurde. Es kündet von Einigkeit, vom Schutz der Trikolore, die dem Exilanten "Lieb´ und Heimat" gegeben habe. Er ließ Frankreich hochleben, das, den Deutschen voraus, das Banner "zum Kampf der Freiheit" geschwungen habe. Die Versammelten ließ er schwören, auf das Symbol von Freiheit und Einheit, auf die Fahne Schwarz-Rot-Gold, "Nie im Kampf geruht, / Bis sie über Deutschland sich entrollt!" Turnen brauche das "richtige Ziel", auf das im Verein, nicht zuletzt zusammen mit dem Bildungsverein, hinzuarbeiten sei; denn "starkes Muskelfleisch könne auch der Despotie dienen". Es folgten Ansprachen und Glückwunschadressen. Dr. Alphons Oppenheim aus Hamburg gedachte der anwesenden acht Exilanten, denen der Weg in die Heimat immer noch versperrt sei. Grußtelegramme aus mehreren deutschen Städten, aus Wien, Graz, Brüssel, Eupen und von der Concordia in Hâvre wurden verlesen. Toasts folgten, wobei der des "alten Buhl aus Stuttgart" besonders erwähnt wurde.
Zwei weitere Tage der Feiern folgten: Mehr als 500 Personen versammelten sich im Saal der Loge des "Grand Orient", wo Gottfried Kinkel einen 2 1/2-stündigen Vortrag hielt. Den vierten Festtag verbrachten die Turner mit ihren Familien mit Spiel, Gesang, Tanz und Reden im Wald von Meudon.