Lukas Dauser | Bildquelle: Lukas Dauser
Turn-Team Deutschland

Das soziale Leben des @lukasdauser

Litfaßsäule mit Inhalt

In einer Welt, die von raschen technologischen Fortschritten geprägt ist, haben soziale Medien einen tiefgreifenden Einfluss auf unser Leben gewonnen. Ideen, die einst als einfache Kommunikationsplattformen entstanden, haben sich bekanntermaßen zu mächtigen Instrumenten der Vernetzung und des Informationsaustauschs entwickelt.

Mittendrin: Lukas Dauser, zuletzt Vize-Weltmeister am Barren und sechsfacher Deutscher Meister.

Sein Fokus liegt dabei vor allem auf Instagram, wo ihm unter @lukasdauser rund 40.000 Menschen folgen.

Neben Instagram ist der Unterhachinger regelmäßig auf Facebook aktiv. "Das ist dann eher für die ältere Generation", sagt er. Auch mit Twitter hat der Top-Turner immer wieder geliebäugelt. "Ich kann mir durchaus vorstellen, dass ich da noch deutlich aktiver werde, weil das auch eine ganz coole Plattform ist", findet er. Mit TikTok dagegen, der Plattform der jüngsten Internet-Generation, kann er (noch) nicht so viel anfangen.

"Ich will nicht sagen, dass mich das überfordern würde. Aber meinen Instagram-Account gut zu pflegen ist schon aufwändig genug. Dazu fehlt mir dann einfach die Zeit", glaubt Dauser. 

Die Quotenkönigin

Eine Quotenkönigin im DTB ist Pauline Schäfer-Betz, der über 98.000 Fans folgen. Auch am Leben von Rekordmeisterin Elisabeth Seitz nehmen rund 75.000 teil. 

Die 597 Millionen Follower eines Weltfußballers wie Cristiano Ronaldo werden für Dauser ebenso ein Traumziel bleiben, wie die 6,9 Millionen von Turn-Olympiasiegerin Simone Biles. Dennoch hat für ihn, wie für viele andere Athletinnen und Athleten des DTB das Posten in den sozialen Medien mittlerweile große Bedeutung erlangt. Denn noch nie zuvor war es für sie so einfach, ihre Leidenschaft und ihre Erfolge einem breiten Publikum zu präsentieren.

Der weitere Weg der "Goldenen Generation" um Fabian Hambüchen (60,4 Tsd.), Marcel Nguyen (71,6 Tsd.) und Philipp Boy (69, 5 Tsd.) interessiert auch nach dem Karriereende noch immer Zehntausende.

Social-Media-affine Turnerinnen wie Emma Malewski bringen es auf TikTok sogar auf über 100.000 Follower. So bieten Plattformen wie YouTube, Facebook, Instagram und TikTok den Sportlerinnen und Sportlern die einmalige Möglichkeit, ihre persönlichen Geschichten zu teilen, Fans zu inspirieren und Sponsoren anzuziehen.

Es heißt schnell zu sein

Hohe Follower-Zahlen bedeuten für den Sportler oder die Sportlerin aber nicht nur Verantwortung gegenüber den Fans, sondern in erster Linie einmal zusätzliche Arbeit.

"Nach den Wettkämpfen versuche ich schon immer, schnell zu sein", sagt Dauser. Das sei eigentlich kein Problem, weil so ein Post eigentlich schnell gemacht sei. "Das Wichtige ist natürlich immer, dass man den richtigen Content auch dafür hat", weiß der Unterhachinger. Und da, lobt er, habe sich in den letzten Jahren sehr viel getan. Vom und für den Deutschen Turner-Bund seien mittlerweile Fotografen und Videografen vor Ort, die den Athletinnen und Athleten sogar die sogenannten Reels (kurze Videoclips) schneiden und fertigen.

Da hat man fast immer 15 bis 30 Minuten nach dem Wettkampf Zugang auf alle möglichen Bilder und Clips. Das ist auch wichtig. Denn es ist schon sehr schnelllebig, das Leben im Internet, betont Dauser.

Als größten Mehrwert für sich selbst sieht Dauser vor allem die Möglichkeit, die eigenen Fans auf seinem Weg mitzunehmen. "Die haben dann auch die Möglichkeit, dass ich mit ihnen in Austausch treten kann, dass ich mit ihnen interagieren kann", erklärt er. Natürlich böten gute Social-Media-Zahlen mittlerweile auch die Chance, zusätzliches Geld zu verdienen. "Aber das macht bei mir weniger als 25 Prozent meiner Einnahmen aus", verrät Dauser.

Bei der Annahme solcher Angebote ist er allerdings wählerisch. Er sagt:

Es muss zu mir passen, es muss zum Sport passen. Und dann mach ich das auch gerne.

Sehr viele Anfragen erreichten ihn dabei direkt über Instagram. Viele seien aber unprofessionell. "Auf so etwas antworte ich dann gar nicht erst. Ich bin ohnehin kein Fan von Sponsorenanfragen, die rein auf Social Media ausgerichtet sind", betont er.

Nicht nur eine Litfaßsäule

Als reinen Influencer sieht sich Dauser daher auch nicht. 

"Ich bin Sportler", betont er. Influencer seien für ihn bloße Litfaßsäulen. "Ich bin zwar auch eine Art Litfaßsäule. Aber da gibt es eben einen entscheidenden Unterschied. Bei mir ist diese Litfaßsäule innen drin nicht leer. Da steht was dahinter. Ich vermittele Werte. Und das machen meiner Meinung nach Influencer nicht", ist er überzeugt. Die würden Dinge im zweistelligen Bereich bewerben. Jede Story ein anderes Produkt. Das sei bei ihm nicht der Fall. "Und dafür will ich auch anders entlohnt werden, als die Firmen vielleicht bereit sind, für einen reinen Influencer zu zahlen", unterstreicht er.

Seinen professionellen Kanal versucht Dauser daher gerade nicht zur reinen Werbeplattform verkommen zu lassen. Nicht zuletzt aus Respekt gegenüber den eigenen Fans. "Natürlich will ich meine Follower von den Sachen überzeugen, von denen auch ich überzeugt bin. Aber ich will sie nicht damit belästigen", betont er. So hat er für sich selbst eine eigene Regel aufgestellt: Nach jedem Werbe-Posting versucht der Olympiazweite am Barren von 2021 mindestens zwei bis drei "normale" Posts über das Turnen oder über sein derzeitiges Leben abzusetzen. Zum Nachdenken hat ihn da die eigene Erfahrung gebracht. "Denn es gibt Konten, denen ich folgen muss, da fragst du dich manchmal, ob du die Werbung guckst oder ob es da irgendwo auch noch einen Inhalt gibt", findet er.

Was die Gestaltung seiner eigenen Clips angeht, hat Dauser die besten Erfahrungen bei Werbekund*innen und Followern gemacht, wenn er Dinge in seinen eigenen Alltag einbaut und selbst unter die Lupe nimmt. "Da kriegt man dann meistens im Vorfeld ein Briefing von der jeweiligen Firma. Die sagen einem, was sie so ungefähr haben wollen. Ich lese mir eigentlich immer nur durch, was ich nicht machen darf. Und dann versuche ich, meiner Kreativität freien Lauf zu lassen", erklärt er.

Zwei sind einer zu viel

Seinen ursprünglichen, privaten Instagram-Account, hat der 30-Jährige längst gelöscht. "Es ist schon ein bisschen aufwändig, einen Instagram Account auf einem hohen Niveau zu betreiben. Und da waren mir zwei Accounts einfach zu viel", sagt Dauser. Inhaltlich hätten sich die beiden Kanäle ohnehin kaum unterschieden. "Sehr private Sachen, die ich auf meinem offiziellen Account nicht posten würde, habe ich auch auf meinem alten Account nie gepostet", sagt er.

AUSGABE         Medien 04-2023 | Turn-Team Deutschland | Litfaßsäule mit Inhalt
AUTOR              Nils B. Bohl