Keine Angst davor zu haben, sich große Ziele zu setzen, ist etwas, was sie in den USA gelernt habe. "Wenn ich sie mir nicht setze, werde ich sie vermutlich auch nie erreichen", ist auch Tratz mittlerweile überzeugt. Und wird das Ziel verfehlt, sei das für einen Amerikaner oder eine Amerikanerin kein Beinbruch. "Schauen, woran es gelegen hat und dann beim nächsten Mal einfach besser machen", sagt sie.
Für Tratz selbst war diese Philosophie jedoch nicht immer so einfach, wie sie klingt. "Ich habe krasse Angst vor Enttäuschung. Weil es gefühlt immer gut gelaufen ist in meinem Leben. Das hört sich vielleicht blöd an, aber ich bin's gewohnt, was immer ich mache, gut darin zu sein. Eins kam nach dem anderen, Nationalmannschaft, dann Jugendmeisterschaft, dann EM und dann WM, dann Olympia qualifiziert, dann Olympia, dann Amerika, dann Champion, jetzt ein Abschluss in Communications, bam, bam, bam", zählt sie auf. Doch das alles werde ihr beim Einstieg ins Berufsleben nun nicht mehr viel helfen. "Im Turnen wusste ich immer, was ich kann. Ich konnte mich auf mich und meine Fähigkeiten verlassen. Wenn ich jetzt aber etwas völlig Neues ausprobiere, dann habe ich diese Sicherheit nicht mehr. Ich will es aber trotzdem machen", betont sie.