Auch mit seinen Kaderturnerinnen hat sich Wiersma über dieses Thema oft und lange unterhalten. "Ich habe dem deutschen Team gesagt, dass jede Medaille zwei Seiten hat. Jeder will natürlich die Vorderseite der Medaille sehen. Es ist wie ein Blinklicht. Jeder sieht diese goldene Farbe. Und jeder sagt, ja, die will ich haben", erzählt er. "Aber wenn man sie umdreht, steht auf der Rückseite das Wort Investitionen. Da geht es um die Dinge, die man ertragen musste. Um die Probleme, die man hatte. Um die Dinge, die man erreichen musste, die Schmerzen, die Verletzungen, all die vielen Rückschläge", sagt er.
"Und dann sagen viele Leute heute eben, das ist nicht das, was ich will. Ich möchte es ohne das alles haben. Das funktioniert aber nicht. Denn das ist nur eine Seite, die Vorderseite", sieht Wiersma diese Bereitschaft zur Aufopferung derzeit nicht mehr so weit verbreitet wie früher. "Und das ist etwas, was wir sehen und auch akzeptieren müssen", betont er. Das sei auch irgendwo ein Trend, mit dem Trainer umgehen lernen müssten.
Auf internationaler Ebene versucht sich Wiersma dagegen als Trendsetter. "Ich würde mir für das Turnen wünschen, dass es bessere Landungen am Sprung gibt. Ich denke, wenn man das ändern könnte, dann wird das Niveau dort steigen", glaubt er. Die Landungen könnten aus seiner Sicht durch eine Änderung des Matten-Materials deutlich entschärft werden. "Wir turnen eine fortgeschrittene Übung, sagen wir mit einer Schwierigkeit von 4,6 oder höher. Dort gibt es immer die Gefahr, schlecht zu landen. Man muss dafür nicht einmal verrückte Sachen machen, um das Risiko einer Verletzung zu erhöhen", weiß er und will daher auch nicht aufhören, Überzeugungsarbeit in dieser Sache beim Weltverband zu leisten.