(Bild: Schalmeienorchester Tettau/Frauendorf e. V.)
Das Martinshorn nur für den Kaiser
Es brauchte damals etwas für die Autos, damit diese neuen Gefährte auf den Straßen auf sich aufmerksam machen konnten. Und so entstanden die fünf bis 16 gebündelten Einzelhupen, verbunden durch ein Ventilsystem mit ein oder drei Röhren in einer festgelegten Tonhöhe. Sein "Martinshorn" schenkte der Erfinder dem deutschen Kaiser Wilhelm II., er hoffte, so den Verkauf ankurbeln zu können. Doch der Kaiser beanspruchte die Martinshörner für sich allein, ihr besonderer Klang sollte von seiner Ankunft künden. Sie wurden fortan auch "Kaiser-Fanfaren" genannt und durfte nur an seinen Automobilen zum Einsatz kommen.
Erste Martinskapellen gründeten sich nach dem Ersten Weltkrieg ab 1920, oft gehörten sie zu Turnvereinen oder Freiwilligen Feuerwehren. Es entstanden in den Bergmannsrevieren und Industrieballungsgebieten auch Arbeitermusikvereine, hier bekam die Martinstrompete den Namen Schalmei. Sie ist ein robust konstruiertes, einfach zu spielendes Instrument, das nur geringe Notenkenntnisse voraussetzt. Udo Lindenberg schenkte 1987 Erich Honecker, dem ehemaligen Staatsratsvorsitzenden der DDR, eine Lederjacke. Dieser soll Lindenberg im Gegenzug mit einer Schalmei überrascht haben.