Fabian Sagstetter | Bildquelle: Rouven Schönwandt
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Der Kapitän der Faustball-Nationalmannschaft

Interview mit Fabian Sagstetter

Wie fing es bei Dir mit dem Faustball an?

"Ich bin, wie wahrscheinlich fast alle über die Familie zum Faustball gekommen. Mein Papa hat selbst Faustball gespielt und mich immer mitgenommen. Ich habe mit sechs Jahren im TV Oberndorf angefangen zu spielen. Irgendwie finden die Spieler den Weg häufig über die Familie, da der Sport ja sonst noch nicht so verbreitet ist."

Du bist seit 2016 Kapitän der Nationalmannschaft, was bedeuten für Dich die World Games?

"Es ist immer ein großartiges Erlebnis, da es schon ein riesiges Event ist. Man ist zusammen mit vielen verschiedenen Sportlern aus aller Welt. Allerdings sind die Weltmeisterschaften immer noch das Highlight, weil dort um die 18 Mannschaften wie beispielsweise auch Neuseeland gegeneinander spielen. Auch wenn diese Länder jetzt keine Konkurrenz für uns sind, so macht es doch einfach Spaß, gegen so viele verschiedene Länder anzutreten. Vor allem wenn dann 6.000 bis 8.000 Zuschauer ein Spiel live verfolgen."

Wie hast Du die letzten World Games in Erinnerung?

"Jedes Turnier hat so seine eigene Geschichte, aber 2017 war großartig und eine Achterbahn der Gefühle. Patrick Thomas hatte sich in der Vorrunde verletzt. Wir alle waren ziemlich geschockt und haben dementsprechend nur schwer ins Turnier gefunden und auch gleich das nächste Spiel verloren. Aber dann haben wir uns gefangen und von Spiel zu Spiel immer weiter gesteigert.
Im Finale lagen wir dann zuerst 3:1 hinten, das Spiel war am Kippen und es waren super knappe Sätze. Am Ende war es herausragend. Wir standen eigentlich mit dem Rücken zur Wand und in dem Moment haben auf einmal alle nochmal besser gespielt und wir konnten am Ende gewinnen. Wir haben es einfach geschafft, die Leistung dann in dem Moment auf das Feld zu bringen. Das war schon ein nervenaufreibender Moment, und am Ende war die Freude umso größer.
Dazu muss man auch sagen, dass wir – egal in welcher Besetzung, die beste Mannschaft der Welt haben, denn wir haben die stärkste Bank der Welt."

 

Es gab das Experiment, als Libero in der 1. Volleyball-Bundesliga zu spielen. Wie kam es dazu?

Während der Schulzeit habe ich schon Volleyball gespielt. Bis 2010 habe ich dann dort gespielt, wir wurden auch bei den Deutschen Jugendmeisterschaften Dritter. Dort habe ich auch als Libero gespielt. Im Faustball stand dann 2011 die WM-Vorbereitung im Faustball an, da hatte ich dann keine Zeit mehr für Volleyball.
2019 wurde ich dann von den Eltmann Volleys angesprochen, ob ich mir nicht vorstellen könnte, als Libero in der 1. Volleyball-Bundesliga mitzuspielen. Ich hatte gerade meine Masterarbeit abgegeben und es gab zu der Zeit keine internationalen Turniere im Faustball, also habe ich zugesagt und damit nur die Hallensaison im Faustball verpasst.
Jedoch haben wir schnell gemerkt, dass es im Volleyball doch nochmal ganz andere technische Ansprüche gibt als im Faustball. Die einarmige Abwehr funktioniert zwar auch gut im Volleyball, aber auch die spieltaktischen Varianten kommen so gar nicht im Faustball vor. Ich bin dann doch einfach im Faustball besser aufgehoben.

Dein bisher größter sportlicher Erfolg?

"Mein bisher größter Erfolg waren die World Games in Cali. Aber jedes Turnier hat seinen eigenen Charme. So war auch die WM 2011 in Österreich ein besonderes Ereignis. Dort gelang uns der Durchbruch mit dieser Mannschaft. Da hatte uns noch niemand so richtig auf der Rechnung, mittlerweile sind wir das erfolgreichste Team der Welt.
Dann erinnere ich mich noch gut an die WM in Argentinien 2015. Wir haben mit der Mannschaft so überragend gut gespielt und sind spielerisch so gut durch das Turnier gekommen und haben uns am Ende den Sieg geholt. Das war fantastisch."

Glaubst Du, dass Faustball das Potenzial hat, olympisch zu werden?

"Potenzial hat die Sportart auf jeden Fall. Ich würde mich auf jeden Fall riesig freuen, wenn es klappt. Ich glaube, dass Faustball einfach schön anzuschauen ist. Die Ballwechsel sind beispielsweise länger als im Volleyball. Man hat nicht dieses klassische Side-Out Spiel. Die Spielzüge sind live und im Fernsehen gut nachzuverfolgen und die Regeln sind relativ simple.
Global gesehen gibt es immer mehr Nationalmannschaften, was zeigt, dass Faustball sich weiter in der Welt ausbreitet."

 

AUSGABE  Olympia 01-2021Mehr Sport | Interview mit Fabian Sagstetter
AUTORIN   Sabine Weichert