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Jennifer Schneider liebt die Sportart TeamGym, weil hier Akrobatik, Musik und Gemeinschaft zusammenkommen. Die 34-Jährige gibt alles, um die aus Skandinavien stammende Turn-Sportart auch in Deutschland populärer zu machen.
Anders als viele andere Abteilungschefs in Turn- und Sportvereinen kann Jennifer Schneider nicht über massiven Mitgliederschwund in den zurückliegenden Pandemiejahren klagen. Im Gegenteil. Die Wartelisten der TeamGym-Abteilung des KSC Strausberg sind lang. Die Mitgliederzahl ist in den vergangenen drei Jahren von 40 auf gut 130 angestiegen. "Die Nachfrage übersteigt unsere Angebote bei weitem", sagt Schneider.
TeamGym, auch Team-Turnen genannt, ist eine Mischung aus Akrobatik, Turnen und Tanz. Geturnt wird dabei immer im Team mit acht bis zehn Sportlerinnen oder Sportlern, auch für Mixed-Mannschaften gibt es eine Wertung. Angetreten wird in den drei Teildisziplinen Floor, Tumbling und Trampette. Zu Deutsch: Es gibt eine Bodenkür, einen Auftritt auf der Akrobatikbahn und einen am Mini-Trampolin. Heißt: Flick Flacks, Überschläge und Schrauben in Serie, das alles zu Musik und im Team, am Boden untermalt von tänzerischen Elementen. Kein Wunder, dass der Nachwuchs bei Jennifer Schneider Schlange steht.
Allerdings ist TeamGym in Deutschland nicht sehr weit verbreitet. Umfassende Angebote für alle Altersklassen wie beim KSC Strausberg sind selten. Die Sportart ist noch sehr jung, sie stammt aus Skandinavien, wo sie bereits weit verbreitet ist und selbst in den Schulsport Einzug gehalten hat. Die ersten Europameisterschaften fanden 1996 in Finnland statt, heute werden sie alle zwei Jahre ausgetragen. An künftigen Weltmeisterschaften wird international bereits getüftelt. Schneider selbst war von 2006 bis 2014 aktive TeamGym-Athletin. Die heute 34-Jährige hat an fünf Europameisterschaften teilgenommen, 2012 schaffte es ihre Mannschaft auf Platz sechs.
Schneider hat als Kind mit dem klassischen Gerätturnen begonnen. Bei einem benachbarten Verein lernte sie TeamGym kennen und fing mit den eigenen Vereinskameradinnen an, es auch mal auszuprobieren. "Wir waren gar nichts so schlecht, da haben wir uns nach und nach ganz darauf konzentriert", erzählt sie. Die Gruppe aus rund 15 Turnerinnen habe die Pubertät ohne den üblichen Schwund überstanden. Schneider ist überzeugt, dass das am Team-Charakter der Sportart gelegen hat. Sie sagt:
TeamGym ist Turnen, aber mit viel mehr Zusammenhalt. Es gibt weniger Neid und Konkurrenzdruck.
Ihr gefällt auch besonders, dass in allen drei Disziplinen zu Musik geturnt wird. "Das macht das Ambiente viel stimmungsvoller", sagt Schneider. Und das kommt ganz offensichtlich an bei der jungen Generation.
Bewegung zu Musik, coole Moves auf der AirTrack-Bahn, gewagte Überschläge vom Trampolin – das würden viele gern machen und können. Für Schneider sind das die Sahnestücke des Turnens. Na klar, auch Schwebebalken oder Stufenbarren hätten ihren Reiz. Aber Überschläge zur Musik sind ihrer Ansicht nach schwer zu toppen. Und für Kinder ist das Training natürlich besonders reizvoll.
"Aber es nutzt uns ja nichts, wenn es bei uns im Verein toll läuft aber ansonsten in Deutschland nicht", sagt Schneider. Deshalb ist sie nicht nur als Trainerin, Abteilungsleiterin und "Mädchen für alles" beim KSC Strausberg engagiert, sondern auch im Deutschen Turner-Bund als Vorsitzende des Arbeitskreises TeamGym. Ihre Tochter wird fünf, ihr Sohn zwei – auch für sie möchte Schneider die Sportart im gesamten Land vorantreiben. "Man kann mit wenig Equipment viele Kinder beschäftigen und glücklich machen", sagt Schneider. Es braucht nur ein Mini-Trampolin, eine Matte und vielleicht noch eine AirTrack-Bahn – samt engagierter und motivierter Trainerinnen und Trainer natürlich. An begeisterten Kindern mangelt es kaum, die lieben es, durch die Luft zu fliegen und sich zu Musik gemeinsam zu bewegen.
AUSGABE Sportarten 06-2022 | Mehr Sport | Die Sahnestücke des Turnens
AUTORIN Susanne Rohlfing