Nationalisierung, Einschränkungen, Verbote
Der Druck nationalsozialistischer Ortsgruppen auf die Vereine, sich reichsdeutschen Organisationen zu unterstellen, führte zu heftigen Diskussionen, mit der Folge der Spaltung in Vereinen und Verbänden. Die strikte Ablehnung in den Turnvereinen, sich in eine nationalsozialistische Untergliederung einordnen zu lassen, war nicht zuletzt das Verdienst von J. Aloys Friederichs. Trotzdem standen besonders die Turnvereine im Verdacht, die "Fünfte Kolonne der Nazis" zu sein.
Der Zweite Weltkrieg bedeutete für viele Menschen, nicht nur in den Turn- und Sportvereinen, einen empfindlichen Einschnitt, der sich bereits in der "Kampagne der Nationalisierung" ab 1937 mit der Einführung des Portugiesischen als offizieller Vereinssprache abzeichnete. Viele Vereine wurden geschlossen. In Brusque wurde die Turnhalle von der Polizei versiegelt. In Curitiba rückte Militär aus und besetzte das Vereinsgelände des Teuto-Brasilianischen Turnvereins. Ähnliches wird vom Schützenverein Blumenau berichtet, wo sich Militär ins Schützenhaus einquartierte. Die Bibliothek des Turnvereins in Ponta Grossa, PR, wurde von Militärs verfeuert. In Joinville wurden Grabplatten mit deutschen Inschriften zerschlagen. Manche älteren Leute verließen aus Angst jahrelang nicht mehr ihre Häuser, da sie der portugiesischen Sprache nicht mächtig waren. Anfeindungen und Denunziationen waren an der Tagesordnung. Einige Vorstände kamen der Beschlagnahmung zuvor und verbrannten oder vergruben Akten, die verrotteten. Viele Vereine verloren dadurch ihr "kulturelles Gedächtnis". Mancher schloss für immer seine Türen.
Doch nicht alle Vereine waren gleichermaßen betroffen. Ihre Behandlung hing stark von örtlichen Gegebenheiten ab.
Dem Turnerbund Porto Alegre, jetzt unter dem Namen Sociedade de Ginástica, gelang es durch seine guten Verbindungen zur Staatsregierung relativ unbehelligt durch diese Krise zu kommen. Er beteiligte sich regelmäßig an den "semanas da pátria" (alljährliche "vaterländische Wochen"), glänzte 1941 mit turnerischen Vorführungen bei den Feierlichkeiten zum 200. Gründungstag der Stadt und konnte 1942 mit großen öffentlichen Auftritten sein 75-jähriges Jubiläum begehen.