Wir erinnern uns: Die Jahn‘schen Turnplätze waren 1819 geschlossen und Friedrich Ludwig Jahn (1778-1852) selbst, der "Turnvater" verhaftet worden, nachdem ein junger Turner und Student, Karl Ludwig Sand, einen politisch motivierten Mord an August von Kotzebue begangen hatte, einem bekannten Dichter, der von den aufrührerischen und freiheitsliebenden Turnern als russischer Spion verdächtigt wurde. Daraufhin wurden auf Geheiß Fürst Metternichs und des Deutschen Bundes die Turnplätze überall in Deutschland geschlossen. Der Deutsche Bund war die politische Dachorganisation, die nach dem Sieg über Napoleon auf dem Wiener Kongress als Staatenbund in Deutschland gegründet worden war. "Die Gedanken sind frei", wurde dann jedoch in einem populären Revolutionshit der Vormärz- und Revolutionszeit geschmettert. Und diese Gedanken bestanden zum einen aus den Ideen der Freiheit des einzelnen Menschen, der Anerkennung seiner Menschenwürde und grundlegenden Rechten. Zum anderen aus der Idee der Gemeinschaft und Solidarität einer Nation. In Frankreich wurde aus diesen Ideen die „grande nation“ geboren, und in Deutschland die Idee eines vereinten und freien Vaterlands. Freiheit des Einzelnen und Einheit der Nation und des Vaterlands gehörten damals zusammen.
Die Turner ließen sich trotz der Schließung der Turnplätze nicht unterkriegen. Für sie bedeutete Freiheit auch und vor allem Bewegungsfreiheit und Vereinigungsfreiheit. Das meinte auch Georgii, als er in Reutlingen davon sprach, dass die Turner nicht mehr und nicht weniger wollten, als "ganze Menschen", also Menschen mit Leib und Seele zu sein, denen das Recht zugestanden wird, die ihnen innewohnenden Kräfte, "welche die Natur in uns gelegt", zu entfalten. Um dies zu ermöglichen und zu erkämpfen, ist Solidarität und Gemeinschaft nötig, meinte er, oder um es politischer mit einem Wort auszudrücken: Demokratie. Damit meinte er das Recht und Möglichkeit, in Staat und Gesellschaft mitzubestimmen, und dies auf der Grundlage gegenseitiger Anerkennung, Gleichheit und Toleranz. Die Turner wollten selbst über sich und ihr Schicksal, ihren Körper und ihre Bewegungen bestimmen können und sich nicht länger von Aristokraten, Monarchen und Diktatoren vorschreiben lassen, was sie zu tun und wie sie sich zu bewegen hätten.