Vereinsgründung trotz Verbot
Gerade mal 16 Jahre alt war der am 7. Dezember 1820 geborene Lautenschläger, Sohn eines Metzgers, aber selbst dem Handwerk des Graveurs und Modelleurs zugeneigt, als er 1837 zusammen mit ein paar Freunden beschloss, einen Turnverein zu gründen. Die Bewegung, die damals offiziell verboten war, weil ihre Anhänger als Revolutionäre galten und 1819 deshalb eine Turnsperre verhängt worden war, faszinierte ihn, und der junge Mann, der in einem privaten Turnclub der Gebrüder Carl mit übte, wollte neben dem Körper durch das harte Training auch die Gemeinschaft stärken, die er dabei erlebte. Nachdem der erste Versuch einer Vereinsgründung 1836 gescheitert war, waren beim zweiten Versuch eine Turngemeinschaft in Hanau zu gründen gerade mal zwölf Interessierte, alle noch Jugendliche, dabei, als die TGH entstand. Lautenschläger, der sich eigentlich nicht als Führungspersönlichkeit sah, sollte Leitung und Vorsitz übernehmen; schließlich hatte er auch eingeladen. Der Berufene wehrte sich nicht.
Ziel: Kontakt, Begegnungen, Vergleiche
Ziel war es vorerst nur, gemeinsam zu turnen sowie den Kontakt mit Gleichgesinnten zu suchen und zu halten, um Begegnungen und Vergleiche zu organisieren. Schärttner war zu diesem Zeitpunkt noch als Geselle auf der Walz; er hatte, wie sein Vater, das Küfer-Handwerk gelernt, die Herstellung von Gefäßen und Bottichen also, und sollte erst Ende 1837 in seine Heimatstadt zurückkehren. Mit brachte der 20-Jährige nicht nur die Führungsqualitäten, die bei Lautenschläger deutlich weniger ausgeprägt waren, sondern auch das Gedankengut der Französischen Revolution, das Streben nach Freiheit und Gleichheit. Konkurrenz machte Schärttner seinem Turnkollegen als TGH-Mitglied nicht, übernahm dessen Position erst, als auch der Jüngere wenige Jahre später auf Wanderschaft ging, um seine Ausbildung abzuschließen. Bis 1846 war Lautenschläger unterwegs und gründete in dieser Zeit unter anderem zusammen mit Christian Lelong die Stuttgarter Turngemeinde, den Vorgängerverein des heutigen MTV.