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Es klingt so simpel und genau das ist es auch. Denn wenn Dennis Pelikan sich auf den Weg zum Sport macht, muss er nur einmal kurz aus dem Fenster schauen. Braucht der Diplom Fitnesstrainer heute einen Pullover oder reicht ein T-Shirt?
Der Vorstandsvorsitzende vom Straßensport e.V. sucht nämlich kein herkömmliches Fitnessstudio auf – nein, er zieht sein Training am liebsten draußen durch.
Denn wer einen Einstieg ins Fitnesstraining sucht, muss sich nicht nach einem 0815 Fitnessstudio umschauen. Für den Anfang werden nicht mehr als ein ebener Boden und vor allem das eigene Körpergewicht benötigt. Und wenn der Trainer dann noch eine Stoppuhr, etwas Kreide und eine Musikbox mit ordentlich Wumms dabei hat, kann es auch schon losgehen.
Dennis Pelikan ist Trainer und Vorstandsvorsitzender vom Verein Straßensport e.V. Er wird auch als der Mann für alle Fälle bezeichnet. Gib ihm einen Hammer und eine Stoppuhr: Dennis baut daraus ein Kunstwerk.
Übungen mit dem eigenen Körpergewicht wie Liegestütze, Kniebeugen, Ausfallschritte und Unterarmstütz aber auch Laufen und Springen werden beim sogenannten Functional Training meist in Intervallen mit kurzen Pausen zu einem Workout verbunden.
Und das Beste: Man ist nicht auf eine Halle angewiesen, sondern kann sich ganz einfach die Natur zu Nutze machen. Dies zeigt Dennis Pelikan nicht nur seinen Mitgliedern beim Straßensport e.V., sondern auch den Vereinen bei den 4XF-Touren, die vom Deutschen Turner-Bund ins Leben gerufen wurden.
"Bei den 4XF-Touren konnten wir auch im ländlichen Raum zahlreiche Vereine besuchen und durften vor Ort zeigen, dass unabhängig von den vorhandenen Gegebenheiten, eine einfache Umsetzung von tollen Sportangeboten jederzeit möglich ist - sei es auf der Wiese, im Park, im Wald, auf einem Fußballfeld oder auf dem Spielplatz. Es gibt immer einen passenden Ort, um gemeinsam Sport zu treiben, wenn wir nur ein wenig kreativ sind."
Sportplatz in der Rostocker Südstadt. Foto: Kirill Petruschanski / Straßensport
Nachdem ein paar Freunde und er 2014 keine Lust mehr auf klassische Fitnessstudios hatten, schauten sie sich nach einer Alternative um und fanden einen tollen Sportplatz in der Rostocker Südstadt. Sie nahmen die Trendsportart aus den USA auf, zogen ihre Workouts nun draußen auf dem Sportplatz durch und fanden schnell immer mehr Leute, denen der Straßensport genauso gut gefiel.
Am Anfang dienten noch Wasserkanister als Gewicht, mittlerweile wird auch schon mal mit Kurzhanteln oder Kettlebells trainiert. "In den ersten zwei Jahren hatten wir sogar nur eine Stoppuhr und etwas Kreide", blickt Dennis Pelikan zurück. Und dies macht Functional Training auch für kleine Vereine so interessant und attraktiv. Teures Equipment ist nicht vonnöten und die Verlagerung des Trainings nach draußen macht die Sportart und damit den Verein sichtbar.
Wer sich jetzt denkt für Liegestütze und Sprints über den Platz muss man schon super fit sein, hat sich definitiv getäuscht. Denn Functional Training bzw. Straßensport ist für jeden da, jede Übung kann skaliert und in seinem eigenen Tempo absolviert werden. So funktionieren Liegestütze auch auf den Knien oder mit dem Oberkörper erhöht auf einer Parkbank oder einem Blumenkübel. Und wer Klimmzüge noch nicht aus eigener Kraft an einem Reck schafft, kann auch mit Widerstandsbändern oder im Schrägliegehang mit Ringen arbeiten.
"Ich möchte den Leuten zeigen, dass es vollkommen egal ist, wie stark oder leistungsfähig man ist. Wir können unser Training jederzeit anpassen und auf jedes Niveau skalieren. So lag das Alter der 4XF-Tourteilnehmenden im letzten Jahr zwischen elf und 88 Jahren", erzählt Dennis Pelikan, der zusammen mit seinem Team die Durchführung und Koordination der Aktionstage der 4XF-Tour übernommen hat.
Er nennt Straßensport den Gesundheitssport 2.0, bei dem wirklich jeder mitmachen kann – einzige Voraussetzung:
Und dies wird den Sporttreibenden draußen in der Natur immer einfacher gemacht. Neben kostenlosen Outdoor-Trainingsmöglichkeiten, den sogenannten Fitness-Locations, die in Kooperation mit der Barmer und gemeinsam mit Kommunen und Vereinen bundesweit in Grünanlagen und im direkten Wohnumfeld geschaffen werden, gibt es die Bewegungssteine XL.
Die bis zu mehreren tonnenschweren Findlinge dienen dabei als Fitnessgeräte und es wird weder eine Halle noch Equipment benötigt, um sich so richtig auszupowern. Ob die Steine für Sprünge, erhöhte Liegestütze, als Fläche für Bauchübungen oder als Stütze für Dips genutzt werden – bei solch einem Zirkeltraining kommt jeder auf seine Kosten und bietet auch den Vereinen eine Möglichkeit, sein Sportprogramm zu erweitern.
So blicken Spaziergänger*innen im Park vielleicht zunächst überrascht auf die Sporttreibenden, doch sehen auf den zweiten Blick, wie leicht es doch ist, sich Steine am Boden oder auch eine Parkbank oder einen Blumenkübel als Fitnessgeräte zu Nutze zu machen.
Frische Luft,
Bewegung in der Natur,
gemeinsam mit Sportbegeisterten jeden Alters
– das alles verbindet Functional Training und kann von wirklich jedem Verein ohne große Kosten umgesetzt werden. Es ist jedoch empfehlenswert, vor einem Training im öffentlichen Raum die Nutzung vorab mit der Kommune zu klären - bei Privatgeländen mit dem jeweiligen Eigentümer oder der Eigentümerin.
AUSGABE Trends 05-2023 | Fit & Gesund | Crossfit: 4xF
AUTORIN Hannah Stormanns
