Sportredakteur Udo Döring | Bildquelle: Tim Dannenberg
Einblicke

Gastbeitrag Sportredakteur Udo Döring

Wie kommt meine Goldmedaille in die Zeitung?

"Toll, ich hab‘ da wieder was über euch in der Zeitung gelesen."

Ein gerne gehörter Satz. Bei Vereinen oder Sportlern, aber auch für die Zeitung selbst – denn für beide Seiten ist es ein Zeichen dafür, dass ihre Bemühungen wahrgenommen werden. Nun stellt sich aber immer mehr die Frage: Wer braucht denn noch Zeitung, wo die sozialen Kanäle grenzenlose Möglichkeiten der medialen Selbstdarstellung und Entfaltung bieten. Aber tatsächlich hat die Tageszeitung laut Umfragen immer noch einen hohen Stellenwert vor allem in Bezug auf Seriosität und Relevanz der Nachrichten. Auch wenn stetig sinkende Abozahlen einen anderen Trend vermitteln.

Sportredakteur Udo Döring schildert die Möglichkeiten und besten Wege, mit der Lokalzeitung in Kontakt zu treten.

Gerade in der Bündelung lokaler und regionaler Nachrichten gibt es aus meiner Sicht kein stärkeres Medium als die gute alte Tageszeitung, die ja schon lange auch den Weg ins weltweite Netz ebnet. Denn fast alle Verlage spielen die gedruckten Inhalte auch digital aus, auf Homepage und auch sozialen Kanälen, oftmals angereichert mit weiteren Bildern und auch Videos. Warum also dieses klassische Medium nicht nutzen, um die eigenen Aktivitäten oder Erfolge in der Öffentlichkeit zu präsentieren?

Da höre ich aber auch schon den Ruf: "Fußball, Fußball, Fußball, ihr bringt ja nur noch Fußball." Tatsächlich nimmt die Weltsportart Nummer eins auch auf lokaler Ebene den meisten Platz ein. Im Zusammenspiel mit der Reduzierung der Seitenumfänge wird es für Randsportarten immer schwieriger, einen redaktionellen Platz zu finden. Ich gelte bei uns in der Redaktion als bekennender Anti-Fußballer (macht die Arbeit nicht immer einfacher) und Kämpfer für den großen Rest der Sportwelt – von Handball bis Hockey, von Radball bis Rollkunstlaufen, von Triathlon bis Trampolin.

Oft ärgere mich, dass ich ein Thema nicht oder nicht im angemessenen Umfang unterbringen kann (zumindest in Print, online gibt es ja keine Limits).

Genauso oft aber auch darüber, dass ein Termin an der Redaktion vorbeigegangen ist. Denn eines ist mindestens so wichtig wie journalistische Sorgfalt und Neugier meinerseits:

die Information durch Veranstalter und Vereine andererseits.

Es ist bei der Vielfalt des Sports in einer Region unmöglich, als Redaktion den kompletten Überblick zu haben. Deshalb brauchen wir auch immer Impulse und Hinweise von außen, deshalb sehen wir Veranstalter und Vereine auch in der Bringschuld.

Zur Praxis

Der erste Schritt, um ein Thema der Redaktion bekannt und interessant zu machen, sollte über eine Mail führen. Inhalt: kurze Vorstellung des Themas, im Idealfall ein auf das Wesentliche konzentrierter und ausformulierter Text, Kontaktdaten von möglichen Ansprechpartnern, zum Thema passende Bilder. Sollte es um Hinweise auf anstehende Veranstaltungen gehen, ist rechtzeitige Information wichtig. Bei Turnieren oder Wettbewerben von eher lokaler Bedeutung die Redaktion möglichst eine Woche zuvor informieren. Bei größerer Strahlkraft und Wertigkeit gerne auch schon zwei, drei Monate vorher. Ein Telefonat ist in solchen Fällen meist hilfreich, auch um den persönlichen Kontakt zur Redaktion herzustellen. So wie generell ein Anruf oftmals viel bewirken kann, und sei es nur die Erklärung, warum ein Thema für die Redaktion nicht relevant erscheint.

Davon sollte man sich aber ebenso wenig entmutigen lassen wie von der Umformulierung oder starker Kürzung eingereichter Texte. Der ausgebildete Journalist sieht den Inhalt nun mal mit anderen Augen als die meisten Pressewarte in den Vereinen, ohne deren Arbeit und Qualität pauschal zu nahe treten zu wollen. Aber wenn ein Text damit beginnt (was nicht selten vorkommt), dass die Jugendmannschaft des TV Superduper sich am Freitagmorgen zur Busfahrt an der Vereinshalle getroffen hat und mit dem Gewinn der deutschen Meisterschaft endet, dann wird der Sportredakteur den Aufbau auf den Kopf stellen. Denn das Wichtigste gehört an den Anfang des Textes. Auch Zitate der erfolgreichen Sportler oder Trainer sind hilfreich, um dem Text mehr Tiefe zu geben und ihn auflockern zu können.

Thema Bilder

Ein Aspekt mit zwei Seiten. Mittlerweile übernehmen Redaktionen gerne von Vereinen eingeschickte Bilder, zumal durch die technische Entwicklung auch Handy-Fotos problemlos druckbar sind. Oft gibt es im Verein auch Fotografen mit mindestens semiprofessionellem Anspruch, die für gute Motive sorgen. Für die in der Regel unter Kostendruck stehende Redaktion ein günstiger Weg, ein Thema zu illustrieren. Was wiederum zu Lasten freier Fotografen geht, die von ihrem Job ja leben. Für den Verein gilt es wiederum, vor der Einsendung die Rechte an dem Bild zu klären und vor allem auch die Bereitschaft der darauf abgebildeten Personen. Denn mit der Einsendung kann die Redaktion davon ausgehen, dass das Bild auch problemlos gedruckt oder online veröffentlicht werden kann.

Berichte von aktuellen Ereignissen oder Erfolgen sollten zeitnah an die Redaktion geschickt werden. Möglichst am Montag nach dem entsprechenden Wochenende. Sollte sich niemand finden, der einen Bericht verfassen kann, hilft oft auch ein Anruf in der Redaktion. Je nach Relevanz und zeitlichen Möglichkeiten verarbeiten der Redakteur oder ein freier Mitarbeiter selbst das Thema. Wichtig ist dabei immer die lokale Relevanz, dass eben der Verein oder der Athlet im Verbreitungsgebiet der Zeitung eine Rolle spielen.

Generell sollte keine Scheu vor dem direkten Kontakt mit der Redaktion bestehen, die sich auch über konstruktive Kritik, gerne auch mal über Dank oder sogar Lob freut. Einmal miteinander gesprochen ist hundertmal wertvoller als zweimal hintenrum geschimpft. So können Vereine und Verbände mitwirken an einem interessanten Sportteil in der Lokalzeitung und bekommen dann vielleicht mal wieder zu hören:

Hey, ich hab‘ was Tolles über euch gelesen.

Hier noch Tipps in Kompaktform

  • Erste Info an die Redaktion per Mail
  • Stichworte oder ausformulierter Text, gerne auch Bilder
  • Zeitnahes Einsenden der Infos
  • Bei Großveranstaltungen Redaktion mit großem Vorlauf informieren
  • Ein Anruf in der Redaktion kann viel bewirken
  • Von nicht erschienen oder stark geänderten Berichten nicht entmutigen lassen

Zur Person

Udo Döring ist seit 1991 Sportredakteur des Darmstädter Echo, wo er zuvor auch ein Volontariat absolviert hat.

Das Echo und seine Lokalausgaben in Südhessen gehören zur Verlagsgruppe Rhein-Main, in der auch Zeitungen wie Mainzer Allgemeine, Wiesbadener Kurier und Wetzlarer Neue Zeitung erscheinen. Der 58-Jährige fühlt sich an der sportlichen Basis am wohlsten, wo nach seinen Worten "auch der Dank noch spürbar ist, dass sich die Zeitung um ein Thema kümmert." Er kennt aber auch die große Sportwelt durch journalistische Einsätze etwa bei der Tour de France, der Formel 1, den European Championships in München oder Weltmeisterschaften wie zuletzt die der Faustballer in Mannheim.

Selbst früher Radrennsportler, fand er durch seine Kinder den Weg zum Trampolinturnen – aber nur auf passive Art. Denn seit sein Heimatverein TV Büttelborn 2011 eine Deutsche Meisterschaft ausgerichtet hatte, moderiert Udo Döring nahezu alle nationalen Titelkämpfe – zuletzt im Rahmen von "Die Finals" im Düsseldorfer PSD Bank Dome.

AUSGABE         Medien 04-2023 | Einblicke | Wie kommt meine Goldmedaille in die Zeitung?
AUTOR              Udo Döring