Stefanie Kusemann | Bildquelle: DTB
Einblicke

Stefanie Kusemann - Kreativität und Leidenschaft

Turnanzüge (nicht nur) für die Olympischen Spiele

Schon als Kind war sie sehr kreativ und hat viele Handarbeiten mit ihrer Mutter erschaffen. Sie häkelten, strickten und unternahmen erste Nähversuche. Stefanies (Steffis) erstes Modell war ihre Barbiepuppe, die aus Tempotaschentüchern eingekleidet wurde.
Erste Kurse bei einer Schneidermeisterin folgten nach der Geburt ihrer Tochter Jannika vor 28 Jahren, sodass Steffi die ersten Kleidungsstücke für ihre Tochter schneiderte. Für sie war auch der erste Turnanzug - aus schwarzem Samt. Steffi selbst sagt: 


Jannika hat diesen Anzug total geliebt und sie ist noch heute meine größte Beraterin - aber auch Kritikerin.

Nach dem schwarzen Samtanzug folgten Anzüge für ihren Heimatverein die TSG Wellerode und gelegentlich Lauftights für ihren Sohn Jascha und sein Leichtathletiktraining. Die Besonderheit und die Qualität von Steffis Anzügen sprach sich schnell herum. Auf diese Weise konnte Steffi verschiedene Vereine auf Landesebene zu ihren Kunden gewinnen. Vereine aus der Bundesliga wie die TG Mannheim, TZ DSHS Köln oder der deutsche Meister MTV Stuttgart faszinieren ihre Kreationen ebenfalls, sodass diese ihre Anzüge von nun an bei großen Meisterschaften präsentieren.

Die Bundestrainerin nimmt Kontakt auf

2015 entstand der Kontakt zur Bundestrainerin Ulla Koch, seitdem kreiert und produziert Steffi die Anzüge für das Turn-Team Deutschland (Gerätturnen und Trampolinturnen). Gemeinsam mit den Athletinnen und Athleten gestaltet sie die Anzüge im Auftrag von Erima, dem offiziellen Partner des Turn-Team Deutschland. Von der ersten Idee eines Entwurf bis zum endgültigen Produkt kann bis zu ein Jahr vergehen, damit ein perfekter Anzug entsteht. Die reine Arbeitszeit für einen Anzug liegt im Schnitt bei acht bis zehn Stunden.

Ein Maskottchen gibt es von Steffi immer mit auf die Reise. 

Stoffe und Farben müssen ausgewählt werden

Die Stoffe sind, bi-elastisch und aus Lycra und die Farben müssen ausgewählt werden. Für das Turn-Team werden gerne Stoffe in den Deutschlandfarben ausgewählt. Abweichungen wie ein Beerenton statt Rot oder ein Neongelb anstelle von Gold sind natürlich möglich. Die Anzüge der Frauen werden am Ende immer mit Glitzersteinen veredelt. Bis zu 2.000 Stück kommen auf einen Anzug, welche teilweise einzeln von Hand mit Pinzette aufgelegt und aufgebügelt werden. Maschinell gefertigte Steinreihen oder GER erleichtern die Arbeit. Steffi erinnert sich:

 

Gerade neulich habe ich für 15 Anzüge in Summe 30 Stunden Glitzersteine aufgebügelt. Meine Bügelstation fasst 7,5 l Wasser. Das reicht für 8 Stunden Steine bügeln.

 

Drei Anzüge für die Frauen

Für die Olympischen Spiele gibt es für jede Turnerin drei verschiedene Anzüge: einen für das Podiumstraining, einen für den Mannschaftswettkampf und einen für ein mögliches Finale. Die Herren sind da bescheidener. Sie werden ihr geliebtes Rio Modell tragen und haben ein neues Tokio Modell bekommen.
 

AUSGABE  Olympia 01-2021Einblicke | Turnanzüge (nicht nur) für Olympische Spiele
AUTORIN   Julia Körner