Alte Turnmatten | Bildquelle: Zirkeltraining
Einblicke

Trendige Gebrauchsgegenstände

Die Matte in der Hand, den Turnkasten in der Tasche

In einer Welt, in der Nachhaltigkeit immer mehr an Bedeutung gewinnt, entdecken viele Unternehmen gerade innovative Wege, um ressourcenschonende Produkte herzustellen. Für Bernd Dörr von Zirkeltraining™ ist das jedoch alles kalter Kaffee. Denn der 1966 geborene Unternehmer begann schon vor fast dreißig Jahren damit, (aus-)gebrauchten Produkten neues Leben einzuhauchen.

Seine Produkte wie Handtaschen und Portemonnaies, handgefertigt aus alten Matten und den Lederbezügen von ausgemusterten Turngeräten, genießen mittlerweile deutschlandweit Kultstatus.

"Ich habe schon in den 90er Jahren angefangen, Taschen aus Recyclingmaterial zu machen. Angefangen habe ich mit alten LKW-Planen", erzählt er.

Dörrs Vater war Spediteur, der Onkel Planenmacher. "Und so kam eins zum anderen", erinnert er sich. Später begann er, auch mit anderen Materialien zu experimentieren. "Mit thailändischen Reissäcken als Deckelklappen oder Bundeswehrwolldecken, weil ich da noch eine hatte. Da stand dann halt Bundeswehr drauf", erzählt er.

Turngeräte hat Dörr erst zwischen 2006 und 2007 als Material entdeckt. Wann genau, weiß er nicht mehr. Der Zufall, das kann der Tüftler aber noch mit Sicherheit sagen, hatte seine Hände mit im Spiel. Denn eigentlich war er in Duisburg nur auf der Suche nach ein paar Verschlüssen gewesen, um die Tasche eines Kunden reparieren zu können.

"Da lag vor einer Garage diese zerrissene Turnmatte, halb durchgeschnitten. Ich habe dann direkt die Lederecken wahrgenommen, mit dem blauen Mattenstoff. Und ich habe es vor meinem geistigen Auge sofort gesehen, mach oben noch zwei Henkel dran und du hast eine Einkaufstasche", lacht er. 

Nicht wegschmeißen!

Mieter der Garage sei ein Herr gewesen, der Service für Turnhallen anbot. "Er hat in den Turnhallen die alten Matten rausgeholt, sie repariert oder denen Neue verkauft. Oder er hat die alten Kästen neu beledert. Die muss man ja nicht komplett wegwerfen. Wenn da nur das Leder kaputt ist, dann wird der Deckel abgelöst und es kommt ein neuer drauf", fand Dörr heraus.

Die Nachfrage beim Turnhallen-Service ergab jedoch zunächst nur eine mäßige Sammelleidenschaft. "Wir schmeißen das immer weg und warum soll ich das denn jetzt sammeln? Klar haben wir immer was. Aber das lasse ich meist in den Abfallcontainern an den Schulen", antwortete der Mann. Doch Dörrs Interesse war erwacht und der Designer wollte nicht lockerlassen. Am Ende einigten sich die beiden und Dörr hatte seine Quelle für die künftige Turn-Kollektion erschlossen. 

Die erste Recycling-Tasche

Den Zuschnitt für seine erste Recycling-Tasche aus Turnmaterialien schickte er an die Näherei, ein Foto davon an einen Freund, der bei einer Werbeagentur arbeitete. "Der sagte, er hätte gerne eine Schutzhülle für sein Notebook. Das sollte dann aber aussehen wie eine kleine Turnmatte", sagt Dörr. Die Inspiration für ein weiteres Erfolgsmodell der Kollektion.

Bei Schutzhüllen blieb es natürlich nicht. "Alles, was an Taschenmodellen bereits zuvor funktioniert hatte, habe ich dann auch direkt in Turnmatte mit Leder, Kastenleder, Deckel und mit ‚Sportgeräte-Leder‘ umgesetzt. Sportgeräteleder gab es vorher noch nicht. Den Begriff haben wir dann erfunden", verrät Dörr.

Die designtechnischen Fähigkeiten wurden Dörr nicht in die Wiege gelegt. Mitte der 90er war Dörr noch selbst Transportunternehmer, wie sein Vater. Mit Mode hatte er damals höchstens im Laderaum zu tun. "Man fängt dann halt irgendwann mal klein an", sagt er. Schritt für Schritt beschäftigte er sich mit dem Thema, lernte aus Fehlschlägen wie aus Erfolgen dazu.

In seinen Anfängen ... 

... waren DJ- und Schallplattentaschen gerade trendig. Also versuchte er zunächst, diese an den Mann zu bringen. "Ich bin damit zu Plattenläden gegangen. Lief aber nicht so gut. Die haben gesagt, nee, das ist nichts so für uns. Das ist uns zu speziell. So etwas wie Recyclinghersteller kannten die alle gar nicht. Auch den Modegeschäften sah das damals viel zu benutzt aus", erinnert er sich.

Die Form folgt der Funktion

Seine ersten Kunden fand er in Second-Hand-Läden. Die lieferten ihm auch wichtige Erkenntnisse. "Die haben gesagt, mach doch mal eine kleinere Tasche. Die Leute finden die gut. Und sie haben mir ein paar Vorschläge gemacht, für welchen Zweck. DIN A5-Blatt groß, wo man nur ein paar Sachen reinpackt. Für Frauen abends zum Weggehen oder tagsüber für Schlüssel, Geldbörse und irgendwie kleine Sachen. Oder DIN A4 für Studenten, damit auch der Ordner reinpasst", erzählt Dörr. Irgendwann habe er begriffen: "Die Form folgt der Funktion."

Und das gilt auch heute noch, wenn sich Dörr mit neuen Stücken für seine Turn-Kollektion beschäftigt. "Im Laufe der Zeit wurden die Geldbörsen immer kleiner. Wir haben früher viel klassische Herren-Geldbörsen und Damen-Geldbörsen verkauft. Nun schrumpft die Größe immer weiter, weil die Leute immer mehr mit Karte bezahlen. Sie haben einfach kaum noch Münzgeld dabei. Daher geht der Trend klar zu immer kleiner und leichter", weiß er. Auch wenn nach der Vorstellung der Kundinnen und Kunden dennoch ganz viel reinpassen muss. "Das ist dann halt manchmal ein bisschen schwierig, es rauszukriegen", findet er.

Der Trend: die Taschen werden immer kleiner und weicher. Auch wenn nach der Vorstellung der Kundinnen und Kunden dennoch ganz viel reinpassen muss.

Bauchtaschen – ein alter Hut? 

Was seit einigen Jahren wieder stark im Kommen sei, seien Bauchtaschen. "Die habe ich schon 2008 oder so gemacht", lacht Dörr. Nur trage man die halt nun quer über die Schulter. Nicht das erste Mal, dass Dörr mit seinen Ideen der Zeit voraus war. "Das war auch so bei einer unserer Taschen. Die nennt sich Aufschwung. Den allerersten Prototyp habe ich an zehn Händler verkauft, jeweils einen. Lange habe ich nichts mehr davon gehört", sagt er. 

Eines Tages habe er eine E-Mail mit einem Foto bekommen. Ein Händler wollte wissen, ob diese Tasche von ihm sei und wenn ja, unbedingt noch drei dieser Exemplare bestellen. "Da musste ich erstmal eine Näherei anrufen, ob die noch irgendwelche Schablonen davon haben. Die hatten die damals für mich zugeschnitten", erzählt er. Die Schablonen fanden sich, andere Händler zogen nach und ein neuer Bestseller war geboren. "Da war ich wohl der Zeit drei Jahre voraus", grinst er.

Der Mattenexperte

Einen großen Teil seiner Arbeit verbringt Dörr damit, die (aus-)gebrauchten Materialien für seine Produkte zu finden. Viel Telefonarbeit erfordert das, schließlich liegen Turnmatten nicht immer auf der Straße. Und wer glaubt, die seien immer blau, der irrt gewaltig.

"Blaue gibt es zwar überall, es gibt auch regional unterschiedliche Farben von Turnmatten", weiß Dörr mittlerweile. In Ostdeutschland habe es in den Leistungssportzentren der DDR spezielle orange-graue Turnmatten gegeben. Ein paar Leute dort hätten ihm erzählt, die seien für die besten Sportler reserviert gewesen. "Die wollten auch nach der Wende natürlich noch neue Matten haben, aber dann halt auch in orange und in grau", erzählt er. Daher gebe es dort noch immer Exemplare in diesen Farben zu finden.

Im Sauerland dagegen gebe es viele bordeaux-farbene Matten. "Vor allem von Privatschulen haben wir die bekommen", sagt Dörr. Und die Braunschweiger Turngerätefabrik, die bis 1997 existierte, hatte dagegen als Hausfarbe grün. Diese fänden sich vor allem in Braunschweig, Hildesheim und Hannover. "Und bei einer Lieferung waren sogar pinkfarbene Matten von einem Hersteller dabei. Dieses Telekom-Magenta", erzählt Dörr, der durch seine Recherchen mittlerweile zum 'Mattenexperten' gereift ist.

Nicht aus dem Meer

Doch kann der Vordenker mit seinen vergleichsweise teuren Produkten auch weiter überleben, in einer Zeit, in der sich die großen Labels und auch viele neue Player auf dem Weltmarkt dem Thema Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein annehmen? "Die sind halt dabei, das Plastik in den Weltmeeren einzusammeln. Dann schreddern sie es und machen irgendwie neues Garn draus und nähen dann irgendwelche Jacken und Hosen daraus", sagt Dörr. Mit seinen Stücken könnten diese Sachen dennoch nicht mithalten. "Ich habe ja das Originalmaterial und es ist als solches auch erkennbar. Ich mache Produkte mit Wiedererkennungswert", betont er. Bei irgendwelchen Sachen, die man aus dem Meer rausfischt, sei nichts mehr wiedererkennbar. "Das ist eben richtiger Müll", findet Dörr.

Zwar seien die alten Turnmatten und das Leder eigentlich auch nur Müll. Wenn die Nähte kaputt sind, dann werden die aussortiert. Dann kommen die in den Container und auf den Recyclinghof und werden auch irgendwie geschreddert, verbrannt oder was auch immer. Selbst seine Taschen würden diesen Weg irgendwann gehen. "Aber ich bewahre die noch etwas länger vor der Endverwertung", sagt Dörr nicht ohne Stolz. Und dass diese Idee funktioniert, beweisen die Verkaufszahlen. "Viele Leute kaufen unsere Laptop-Taschen und benutzen die dann jahrelang. Und lassen die dann reparieren, um sie noch weitere Jahre benutzen zu können", erklärt der Duisburger. Er habe viele Kunden, die so eine Lieblingstasche hätten. Auch die hätten anfangs gesagt, die Tasche ist teuer, kostet 250, 300 Euro. "Aber nach fünf Jahren sagen sie, oh ja, das hat mich ja nur 50 Euro im Jahr gekostet. Und nach zehn Jahren waren es dann nur 25 Euro im Jahr. Das sind zwei Euro im Monat. Also das hat sich dann für die meisten dann schon rentiert", sagt der Designer. So funktioniere echte Nachhaltigkeit. Und das Turnen liefert dabei seit über 15 Jahren mit seinen (aus-) gebrauchten Geräten einen eigentlich ungeplanten, aber überaus sympathischen und vor allem schönen Beitrag zu Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung: Zirkeltraining für die Umwelt.

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AUSGABE         Trends 05-2023 | Einblicke | Die Matte in der Hand, den Turnkasten in der Tasche
AUTOR              Nils B. Bohl