Philipp Lampe im Gespräch | Bildquelle: DTB
Einblicke

Philipp Lampe – EM Competition Manager

Im Gespräch

Im August 2020 starteten in Frankfurt am Main schon die ersten Vorbereitungen für die Europameisterschaften München 2022. Der Kooperationsvertrag für das Multi-Sport-Event in München sah vor, dass jede Sportart mit einer Vollzeitstelle das Organisationskomitee vor Ort unterstützt. Trotz seiner relativ geringen Erfahrung entschieden die Verantwortlichen beim Deutschen Turner-Bund ziemlich schnell, dort ihren ehemaligen Dualen Studenten Philipp Lampe ins Rennen zu schicken.

Dass er der Competition Manager für die Gerätturn-Wettkämpfe in München ist, impliziert zwar, dass er für alle Wettkampfthemen zuständig ist. Es bedeutet aber nicht, dass er alles alleine macht.

Es gibt ja noch die entsprechenden Gremien wie beispielsweise die Technischen Komitees von European Gymnastics, von denen auch sehr viel sportlicher und technischer Input kommt. Input, auf den man für eine erfolgreiche Organisation auch angewiesen ist.

 Was genau sind Deine Aufgaben im Rahmen der European Championships? 

"Meine Aufgaben sind grundsätzlich die Sicherstellung eines reibungslosen sportlichen Wettkampfablaufes während der Europameisterschaften. Dazu gehört am Ende von der Erstellung von

  • Zeitplänen,
  • Gestaltung eines "Field of Plays",
  • Trainings- und Warm-up-Hallen,
  • Abstimmung mit Gerätedienstleistern,
  • Abstimmung mit den TV-Anstalten,
  • Event-Presentation bis hin zum
  • Shuttle-Service.

Überall, wo irgendwie eine sportliche oder turnerische Schnittstelle ist, zu beraten und die sportliche Komponente einfließen zu lassen. Das alles liegt in meinem Verantwortungsbereich".

 Was war Deine größte Herausforderung bei der Umsetzung der EM 2022?

"Tatsächlich die Warm-Up-Halle. Weil der Olympiapark durch das Mulit-Sport-Event sehr schnell sehr klein geworden ist und wir große Probleme hatten, eine adäquate Warm-Up-Halle zu finden. Das war auch mit European Gymnastics immer ein sehr großer Diskussionspunkt. Wir hatten eine Lösung, die war aus sportlicher Sicht zwar nicht ideal, aber umsetzbar.

Wir haben uns jetzt aber dann doch für eine andere Lösung entschieden, die für die Athletinnen und Athleten dann am Ende wohl doch die bessere Lösung sein sollte. Dass dabei ein so großes Problem entstehen würde und wir bis in dieses Jahr hinein nach einer Alternativlösung suchen mussten, damit hatte ich nicht gerechnet. Denn zu dem Zeitpunkt, als ich angefangen habe, waren eigentlich alle Lokalitäten schon ausgemacht."

 Welche Beziehung hast Du zu den Spielen von 1972 und den Begleitumständen damals?

"Ich habe ja München 1972 nicht mitgekriegt. Das Attentat, alles was darum passiert ist, da habe ich ja überhaupt keinen Bezug dazu. Ich habe eigentlich auch keinen Bezug zur Region. Es ist schwer für mich zu formulieren, was mir das genau bedeutet. Ich bin mir aber bewusst, dass ich da auch ein großes Erbe antrete. Das ist eine historische Verantwortung, die man da jetzt auch den israelischen Sportlern gegenüber hat, bestmöglich zu verhindern, dass so etwas nicht noch einmal irgendwie passiert. Oder auch den Sportlerinnen und Sportlern von 1972, die eventuell vor Ort sein werden, zu zeigen, dass der Olympiapark auch 50 Jahre später noch in den gleichen Veranstaltungsstätten Spitzensport bieten kann. Das ist 50 Jahre her, ich bin 25. Eine große persönliche Bedeutung kann ich aber aus meiner Sicht nicht haben, weil ich einfach keinen großen Bezug habe."

 Was ist jetzt, kurz vor dem Start, Dein größter Wunsch, wenn es um die EM geht?

 

"Dass es endlich stattfindet. Ich plane seit zwei Jahren intensiv an dieser Veranstaltung mit. Ich will wieder tolle Wettkämpfe sehen, wieder Zuschauerinnen und Zuschauer in der Halle haben, hoffentlich glückliche Sportlerinnen und Sportler. Ich habe nicht den einen konkreten Punkt, bei dem ich sagen würde, da freue ich mich am meisten drauf."

 Und was möchtest Du nach dem Ende der EM machen? Irgendein neues Projekt?

"Viele würden jetzt sagen, Olympia. Ich würde auch schon mal gerne Olympische Spiele miterleben. Aber ich hätte jetzt nicht den Anspruch, da in einer ähnlichen Weise mitzuarbeiten.

Ich glaube, was mich besonders reizen würde,
wäre ein andere Sportart in einer ähnlichen Weise umzusetzen."

AUSGABE  München 04-2022 | Einblicke | Competition Manager EC2022 im Gespräch
AUTOR       Nils B. Bohl