Leonnie Albert | Bildquelle: Leonnie Albert
Die Familie

Die 15-jährige Leonnie Albert begeistert sächsische Kinder

Von Träumen, Trommelaffen und Graslöwen

Richtiges Lampenfieber kennt Leonnie Albert nicht. Die 15 Jahre alte Dresdnerin ist gemacht für das Rampenlicht. "Ich mag so etwas", sagt sie. Angefangen hat alles in der ersten Klasse. "Meine Grundschullehrerin ist beim TURNados e.V. Trainerin. Durch sie bin ich dorthin gekommen", erzählt sie weiter. Der Verein wurde 2016 von Eltern der 19. Grundschule mit dem Ziel gegründet, Kindern qualitativ hochwertige Sportangebote unterbreiten zu können. Derzeit unterbreitet er vor allem Angebote im

  • Eltern-Kind-Turnen,
  • Gerätturnen,
  • Jugendturnen und
  • im Kinderturnen. 
     

Die TURNados – Teil des Familienlebens

Mittlerweile ist TURNados auch Teil des Albertschen Familienlebens geworden. Im Vorstand sitzt Alberts Mutter Uta als Schatzmeisterin. Und auch der Vater war im Verein bereits als Koch aktiv, wenn es galt, Veranstaltungen zu organisieren oder wir Ausbildungen hatten. "Der hat dann immer sehr lecker gekocht", findet sie.

Für die Tochter führte der Weg bei den TURNados auf die Bretter, die die Welt bedeuten.

Bei der ersten Kinderturn-Show, bei der Leonnie teilnahm, war sie als "Trommelaffe" mit dabei. Das war 2014. Nach vier weiteren Jahren kam dann das Angebot, als Hauptdarstellerin auf die Bühne zu gehen.

"Da habe ich natürlich ja gesagt. Mein großer Traum, im Mittelpunkt auf der großen Bühne stehen und vor Leuten sprechen", erinnert sie sich.

Leonnie, Paul, Taffi und die Kinderturn-Show

An das Skript der Show kann sie sich noch detailliert erinnern.

"Ich war der Paul. Paul, der Taffi an der Bushaltestelle getroffen hat und ihn einlud ins Graslöwenland mitzukommen", erklärt Leonnie. Taffi ist das Maskottchen des Kinder-Turnclubs im Deutschen Turner-Bund. "Im Graslöwenland hat ihnen dann der Graslöwe, der König des Grasköniglands, erst die ganzen Tiere vorgestellt. Dann kamen die Menschen und die haben den ganzen Strand zugemüllt. Und dann haben sie ihn zusammen sauber gemacht, und die Zuschauer dazu animiert, Ihnen dabei zu helfen", führt sie weiter aus. Taffi könne allerdings nicht reden. Denn wenn er reden könnte, müsste er ja alle Sprachen auf der Welt sprechen können, weil wir ja für alles offen sind. Und das gehe natürlich nicht. Er müsse daher mit der Körpersprache seine Motivation und die Begeisterung für die Kinder zeigen, erklärt sie und schiebt sicherheitshalber noch einmal die Moral der Geschichte hinterher: "Der Hintergrund ist, auf die Umwelt zu achten. Weil wir nun mal nur eine Erde haben und daher aufpassen sollte, was wir tun."

Bei der Kinderturn-Show 2021 in Leipzig kam dann Alberts größter Moment: Sie schlüpfte selbst in die Rolle des cleveren Affen. "Das war die große Rolle, die ich schon immer haben wollte. Wir haben beim Sächsischen Turnverband ein lebensgroßes Kostüm, in dem ich öfter mal aktiv bin, um die Kinder und auch die Eltern zu bespaßen", sagt sie. 

Nächster Schritt: Organisation

Den nächsten Schritt machte Albert dann in diesem Jahr. Sie begann selbst, sich in der STJ und in der Organisation der Kitu-Show zu engagieren.

"Ich habe sehr viel mitvorbereitet. Ich stand dabei aber auch selbst noch als Löwe mit auf der Bühne, der mit Menschen akrobatische Pyramiden baut. Und auch als Zebra, das in die Trampoline gesprungen ist", lacht Leonnie.

Seit einem Jahr sitzt Leonnie nun auch als Beisitzerin im Jugendvorstand der Sächsischen Turnerjugend. "Es ist tatsächlich so, dass ich da mit Leuten zusammenarbeite, die mich kennen seit ich sechs Jahre alt bin", sagt sie. Trotz ihres jungen Alters fühlt sie sich dort ernst genommen, kann ihre Meinungen und Vorschläge jederzeit platzieren. "Es ist eigentlich immer ein Arbeiten auf Augenhöhe, auch wenn manche Leute noch immer das 14-jährige Kind sehen und nicht auf das schauen, was man schon alles drumherum gemacht hat", räumt sie ein. Doch am Ende bekomme jeder seine Aufgabe. "Und ich denke, dass ich meine Aufgaben ganz gut erledigt habe. Zumindest habe ich das so gehört", erklärt sie selbstbewusst.

Der Blick hinter die Kulissen

Letztes Jahr im Herbst hat Albert dann ihre Übungsleiter-Assistentinnen Ausbildung absolviert.

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"Da habe ich das alles ein bisschen näher kennengelernt. Ich habe auch gelernt, wie das in einem Vorstand funktioniert, weil wir uns da auch mit der Organisation von Vereinen beschäftigt haben. Ich wollte eigentlich schon immer Betreuerin werden", sagt sie. Dann habe sie sich gesagt, wenn schon, dann gleich ins Ganze gehen. "Bei einer Tagung der STJ habe ich mich dann freiwillig für diese Aufgabe gemeldet. Und wurde dann auch zugelassen", berichtet Leonnie. Jetzt lerne sie sehr viel, was hinter den Kulissen passiere. "Von dem, was ich als Kind immer so erlebt habe. Das ist einfach cool", findet sie.

Auch für ihre eigene Persönlichkeit hat Albert einiges aus ihrer Arbeit mitgenommen. "In der Grundschule habe ich immer sehr gehasst, vor der Klasse zu stehen und einen Vortrag zu halten. Bis zur sechsten Klasse habe ich das tatsächlich auch nicht gekonnt", verrät sie. Danach habe ich die Schule gewechselt und mittlerweile sei es tatsächlich so, dass sie gerne vor der Klasse stehe und Vorträge halte. "Und ich bewerbe mich auch jedes Jahr wieder als Klassensprecherin. Das fällt mir jetzt alles viel leichter. Nur Gedichte auswendig lernen und vor der Klasse vortragen, das kann ich bis heute nicht", lacht sie.

Welche Rolle Turnen und Show in ihrem zukünftigen Leben spielen sollen, hat Albert noch nicht zu Ende gedacht. "Ich habe das aber schon öfter einmal überlegt. Ich habe nur das Problem, dass ich mich momentan noch nicht entscheiden kann. Denn das, was ich in Zukunft mache, sollte auch etwas sein, dass standfest und sicher ist", sagt sie. Eine Karriere im Verband mit dem Ziel Deutsche Turnerjugend könnte sie sich aber durchaus vorstellen.

Mal sehen, vielleicht ziehe ich dann auch noch die Schauspielerei mit hinein.

Schulabschluss und dann?

Eines scheint jedoch schon heute sicher zu sein. "Ein Job in der Strafzettelbehörde in Dresden wird es definitiv nicht werden. Und selbst wenn ich Organisation und Schreiben liebe, bin ich nicht der Mensch, der den ganzen Tag hinter dem Schreibtisch sitzen kann. Dazu bin ich viel zu hibbelig", räumt Leonnie ein. Und für den Anfang in Dresden bleiben, das sei okay. Aber sie habe sich auch immer gesagt, dass sie etwas anderes kennenlernen wolle. "Vielleicht komme ich dann ja auch irgendwann nach Dresden zurück. Aber erst, wenn ich etwas anderes gesehen habe", betont sie. Doch erst einmal möchte Albert nach der zehnten Klasse auf eine weiterführende Schule gehen und dort ihr Abitur ablegen.

Traumrolle "Merida"

Eine Hauptrolle in einer Kinderturn-Show wird es bei Albert dagegen wohl nicht mehr werden. "Weil ich mittlerweile für solche Shows auch etwas zu groß geraten bin", sagt sie beinahe traurig. Träume, was neue Rollen angeht, hat Disney-Fan Albert aber immer noch. "Merida" war da schon immer ihre Favoritin unter den Prinzessinnen.

"Ein weiterer Traum von mir ist ein eigenes Pferd zu haben. Ich bin selbst ein großer Pferdefanatiker. Ich habe auch jetzt noch ein riesiges Einhorn Kuscheltier. Vielleicht kommt es mal irgendwann dazu, dass ich selbst die Merida spiele", hofft sie und hat (Aufgepasst!) auch noch einen kleinen Tipp parat für das passende Geschenk zur Abiturprüfung:

Ich würde unheimlich gerne mal das Disneyland besuchen.

Keine Nervosität anmerken lassen

Bis es soweit ist, will sie aber definitiv weiter dabei mithelfen, die kommenden Shows zu planen und dafür sorgen, dass es ein sauberer Ablauf wird. "Das habe ich auch in diesem Jahr gemacht. Da habe ich die Verantwortung für die Hauptdarsteller bekommen. Da waren auch zwei Kinder dabei, die wirklich sehr nervös waren. Denen konnte ich dann aber doch sehr helfen, das alles gut zu meistern. Und obendrein ohne Fehler", berichtet sie stolz. Sie habe einfach versucht, ruhig zu bleiben und das auch auszustrahlen. "Denn wenn man selbst nervös wird, merken das die Kinder sofort. Und das macht es wahrscheinlich nicht besser", weiß sie aus Erfahrung.

Das aktuelle Jahr sei tatsächlich sehr schwierig, sagt Albert.

"Wir haben lange gesucht nach Leuten, die mitmachen. Ein oder zwei sind noch kurzfristig abgesprungen. Wir haben dann versucht, es mit dem Junior Team durchzuziehen", erzählt sie. Bei der Vorführung saßen dann unter den Zuschauern viele Kinder, die bestimmt super Tiere abgegeben hätten. Oder gerne als Graslöwen ihre Kunststücke gezeigt hätten. "Die Kinder waren sogar ziemlich aktiv auf den Rängen. Das fand ich eigentlich ziemlich schade, dass man die nicht dazu motiviert hatte, mitzumachen. Oder dass die Kinder nicht selbst entscheiden konnten, ob sie mitmachen wollen, weil es am Ende von ihren Trainerinnen und Trainern entschieden wurde", bedauert sie. Natürlich sei es trotzdem schön, dass sie wenigstens zuschauen konnten. "Aber es wären bestimmt auch tolle Leute zum Mitmachen gewesen", ist Albert überzeugt.

AUSGABE  Shows 05-2022 | Die Familie | Von Träumen, Trommelaffen und Graslöwen
AUTOR       Nils B. Bohl