Kinderturnen | Bildquelle: iStock BraunS
Die Familie

Worauf Eltern achten können

Kinderturnen – aber sicher!

Bewegung zahlt sich aus – auch schon bei den Kleinsten. Kinder brauchen Bewegung. Dadurch steigern sie nicht nur ihre körperliche Leistungsfähigkeit, sondern entwickeln auch Risikokompetenz und ein gesundes Selbstbewusstsein.

Sei es bei einem offenen Wochenendangebot seitens der Stadt, eines Sportvereins in einer Turnhalle oder beim angeleiteten Eltern-Kind-Turnen – die Kinder sollen bestmöglich gefördert werden und sicher Sport treiben können.

Kinder erleben so ihre eigenen Abenteuer.

Aber was passiert, wenn es doch mal "kracht"? Und worauf können Eltern achten, um möglichst sichere Angebote zu finden?

Verletzungen im Vereinssport bei Kindern im Vorschulalter

Bei Kindern im Vorschulalter sind häufig die oberen Extremitäten von Verletzungen betroffen:

  • Schulter,
  • Unterarm oder
  • Ellbogen,

unabhängig von der ausgeführten Sportart. Grund ist meist, dass die Kinder bei einem Sturz den Arm zum Abfedern vorstrecken. Weitere rund 40 Prozent der Verletzungen betreffen die Kopfregion. Mögliche Ursachen sind ein höherer Körperschwerpunkt und ein deutlich kleineres Gesichtsfeld im Vergleich zu Erwachsenen.

Neben der teilweise doppelt so langen Reaktionszeit wie Erwachsene haben Kinder deutlich weniger Bewegungserfahrung, um antizipativ zu handeln. Deshalb sind es häufig Stürze oder Zusammenstöße, die zu Verletzungen führen. Typische Situationen sind das "Fangen und Getroffen" werden, das Gegeneinander oder gegen Geräte Laufen.

Wer sich nicht bewegt, bleibt sitzen!

Je mehr Bewegungserfahrungen und -erlebnisse die Kinder machen, desto weniger treten Unfälle und weniger schwere Verletzungen auf.

Deshalb sollten kindgerechte Angebote Bewegungsanlässe bieten und den natürlichen Bewegungsdrang von Kindern unterstützen.

Denn durch bereits gemachte Erfahrungen schätzen Kinder ihre Fähigkeiten besser ein und lernen schrittweise, das Risiko zu bewerten.

Worauf Sie bei Sport- und Bewegungsangeboten achten können.

"TOP 10" der sicheren Bewegungsangebote

Achten Sie bei Angeboten im Sportverein oder bei anderen kommerziellen Sportangeboten auf ausgebildete Übungsleitungen oder Trainer*innen. Fragen Sie ruhig nach, welche Qualifikationen vorhanden sind.

Beachten Sie die Gruppengröße abhängig von der Raumgröße. Überfüllte Hallen können beispielsweise beim Trampolinspringen ein Risiko darstellen.

3 Schauen Sie sich vor dem Turnen die Geräte und Materialien an. Verlassen Sie sich auf Ihren gesunden Menschenverstand. Sagen Sie den Verantwortlichen Bescheid, wenn Sie Mängel feststellen, und benutzen Sie keine defekten Geräte. 

4 Planung bei Geräte-Landschaften: Beim Eltern-Kind-Turnen können Sie die*den Übungsleitenden bei den geplanten Aufbauten unterstützen. 
Falls Sie ohne Anleitende*n eine Halle benutzen dürfen, machen Sie sich im Vorfeld Gedanken über mögliche Aufbauten und besprechen Sie sich mit anderen Elternteilen über zusätzliche Hilfestellung.

5 Sichern Sie erhöhte Stellen mit Matten ab. Dabei können Sie sich an einem Kinderstuhl oder Kindertisch (Höhe 60 cm) orientieren und ab dieser Höhe Matten verwenden.
Sichern Sie zusätzlich den gesamten möglichen Fallraum ab, mindestens 150 cm um die erhöhte Stelle.

Lassen Sie sich die korrekte Hilfestellung von ausgebildeten Trainer*innen zeigen. Ansonsten gilt: Stellen Sie sicher, dass Sie Ihr Kind weder über- noch unterfordern.

7 Achten Sie auf die Kleidung ihres Ihres Kindes, wenn es turnt. Kapuzen oder Teile mit langen Kordeln, an denen man hängen bleiben kann, sollten nicht getragen werden. Lange Haare sollten zusammengebunden und Schmuck abgelegt werden.

8 Kaufen Sie kindgerechtes, passendes Schuhwerk für die Sport- und Bewegungseinheiten. Sportschuhe für Kinder zwischen 2 und 4 Jahren sollten eine flache und weiche Sohle haben (Turnschläppchen). Zwischen 4 und 6 Jahren sollten die Sportschuhe aus einem Gummigemisch bestehen. Wir empfehlen flache Schuhe mit einer hohen Vorfußflexibilität (die Biegung des Schuhs sollte in Höhe der Zehengrundgelenke stattfinden) mit einem funktionsfähigen Klettverschluss.
Alternativ kann auch barfuß geturnt werden. Die Rezeptoren in den Füßen üben einen maßgeblichen Einfluss auf die Bewegungskoordination aus.

9 Berücksichtigen Sie die Entwicklung Ihres Kindes mit all ihren Besonderheiten. Bestärken Sie Ihr Kind in seinem Handeln und akzeptieren Sie die Leistung Ihres Kindes. Lassen Sie Ihr Kind ohne falschen Ehrgeiz ausprobieren. 

10 Setzen Sie auf unterschiedliche Sport- und Bewegungsangebote (keine zu frühe Spezialisierung auf eine einzige Sportart) und lassen Sie Ihre Kinder entscheiden, was ihnen Spaß macht.

Zum Hintergrund der Stiftung

Die Stiftung Sicherheit im Sport hat das Ziel, die Anzahl und Schwere von Unfällen, Verletzungen und Schäden im Sport zu vermindern.

Stifter sind die ARAG Allgemeine Versicherungs-AG, der Deutsche Olympische Sportbund, die Erwin Himmelseher Assekuranz-Vermittlung GmbH & Co. KG, der Landessportbund Nordrhein-Westfalen, die Ruhr-Universität Bochum, die Sporthilfe NRW und die TÜV SÜD Management Service GmbH.

Kindersicherheitstag 2022

Am 10. Juni organisiert und koordiniert die Bundesarbeitsgemeinschaft Mehr Sicherheit für Kinder e.V. den Kindersicherheitstag (KiSi) mit dem Ziel, Bewusstsein für Unfallgefahren zu wecken.

Das diesjährige Motto des Kindersicherheitstages lautet:

"Bewegung und Sport, aber sicher!"

Die BAG legt in Kooperation mit der Deutschen Turnerjugend und der Stiftung Sicherheit im Sport den Schwerpunkt auf das Thema Bewegungsförderung.

Zahlreiche Unfälle von Kindern sind vermeidbar, nicht zuletzt auch, wenn Kinder in ihrer Bewegungskompetenz hinreichend gefördert würden.

Zu diesem Anlass wird gemeinsam eine Broschüre zur Ansprache von Eltern und Betreuungspersonen erarbeitet, sowie niederschwellige Bewegungsangebote für Familien, Sportvereine und Kindertageseinrichtungen vorgestellt.

Weitere Informationen zum Kindersicherheitstag

AUSGABE  Familie 02-2022 | Die Familie | Kinderturnen - aber sicher
AUTORIN   Lisa Schiemenz