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Fit & Gesund

Vielfältige Aus-, Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten

Wissen, das bewegt

Wer im Sport z. B. Übungsstunden, Trainingseinheiten oder Kurse anleiten möchte, hat dazu vielfältige Möglichkeiten, entsprechende Qualifikation zu erwerben. Denn: Eine Lizenz dient als Nachweis, dass man eine fundierte und anerkannte Ausbildung durchlaufen hat, in der u. a. Fachwissen und didaktischen Fähigkeiten vermittelt wurden. So kann etwa der Turnverein, in dem man Übungsstunden geben möchte, sicher sein, dass diese qualitativ hochwertig durchgeführt werden. Gleichzeitig wirkt es sich positiv auf die Außendarstellung des Vereins aus, wenn dieser über qualifizierte und lizenzierte Übungsleitungen verfügt.

Im Deutschen Turner-Bund (DTB) können in diesem Zusammenhang grundsätzlich zwei Bildungswege eingeschlagen werden: Zum einen existiert die verbandliche Bildung innerhalb des Lizenzsystems des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). Zum anderen wurde vor genau 30 Jahren die DTB-Akademie ins Leben gerufen, die davon unabhängig Angebote macht.

Verbandliche Bildung

Die Aus-, Fort- und Weiterbildung von Übungsleitungen sowie Trainer*innen zu sichern, stellt für den DTB und seine Mitgliedsverbände eine zentrale verbandspolitische Aufgabe dar. Dabei ist das Lizenzwesen enorm breit aufgestellt. Insgesamt bietet der DTB zurzeit 55 Ausbildungen (21 Sportarten und elf Handlungsfelder) über fünf Bereiche in den drei DOSB-Lizenzstufen an.

Diese hohe Zahl hängt mit den verschiedenen Motivlagen zum Sporttreiben zusammen, die im Bereich des Turnens existieren, und der darauf zugeschnittenen Spezialisierung der Übungsleitungen auf bestimmte Handlungsfelder bzw. der Trainer*innen auf spezifische Sportarten. Schließlich sollen die Angebote in den Vereinen von höchster Qualität sein.

Dabei stiegen die Ansprüche an diese Personengruppen in den vergangenen Jahren zunehmend, was zur Entwicklung eines mehrstufigen Systems (1. bis 3. Lizenzstufe) führte – und dies sowohl im Wettkampf- und Leistungssport als auch im Freizeit- und Breitensport.

Wie werde ich Übungsleitung?

Wer z. B. vorhat, als Übungsleitung tätig zu werden, kann eine entsprechende Lizenz im verbandlichen Bildungssystem erwerben. Der Einstieg erfolgt mit der Übungsleiter*in-C-Lizenz. Auf dieser 1. Lizenzstufe innerhalb der DOSB-Lizenzausbildung sind zudem die Lizenzen Trainer*in-C (wahlweise für Breiten- oder Leistungssport), Vereinsmanager*in-C und Jugendleiter*in angesiedelt. Die entsprechenden Ausbildungen setzen sich im DTB aus 120 bis 150 Lerneinheiten (LE) zusammen, wobei eine Lerneinheit 45 Minuten umfasst. Die Übungsleiter*in-C-Ausbildung ist grundsätzlich sportartenübergreifend angelegt, während die Trainer*in-Lizenzen jeweils auf einzelne Sportarten oder Handlungsfelder bezogen sind.

Als Übungsleitung erhält man auf der 2. Lizenzstufe die Möglichkeit, sich zu spezialisieren: Die Übungsleiter*in-B-Lizenz kann entweder ebenfalls sportartenübergreifend absolviert werden oder mit dem Schwerpunkt „Sport in der Prävention“ bzw. „Sport in der Rehabilitation“. Um die 2. Lizenzstufe zu erlangen, sind weitere mindestens 60 Lerneinheiten erforderlich. Auch die Lizenzen Trainer*in-B (erneut wahlweise für Breiten- oder Leistungssport) und Vereinsmanager*in-B zählen zu dieser Stufe.

Bei Interesse an einer Ausbildung zur Übungsleitung empfiehlt sich zunächst immer das Gespräch darüber im eigenen Verein. Üblicherweise gibt es in jedem Verein Personen, die speziell für das Thema "Aus- und Fortbildung" zuständig sind, sodass man diese um Rat fragen kann, wie man sein Vorhaben am besten umsetzt.

Die eigentliche Ausbildung wird im Bereich der C-Lizenzen Breiten-, Gesundheits- und Leistungssport grundsätzlich von den Landesturnverbänden (LTV) angeboten. Gleiches gilt für die Aus- und Fortbildungen im Bereich des Breiten- und Gesundheitssports auf B-Lizenz-Niveau. Die LTV sind innerhalb des Deutschen Turner-Bundes auch für die Ausstellung und die Verlängerung von allen Lizenzen in den nicht-olympischen Sportarten zuständig.

Die Aus- und Fortbildungen auf B- und A-Lizenz-Niveau im Leistungssport in den Sportarten Gerätturnen (männlich und weiblich), Rhythmische Sportgymnastik und Trampolinturnen werden durch die DTB-Turn-Akademie selbst durchgeführt.

Lizenzgeber DOSB

Wie Jens Mitzel, der in der DTB-Geschäftsstelle für das Bildungswesen zuständig ist, erläutert, beruhen die Qualifizierungsmaßnahmen auf mehreren Grundlagen. Zum einen gibt der DOSB – als Lizenzgeber – den Rahmen vor, um eine bestimmten Lizenzstufe zu erlangen. "Die jeweiligen Spitzenverbände arbeiten die Ausbildungen dann ihren Anforderungen entsprechend aus", sagt Jens Mitzel. Der DTB hat die Grundlagen der Qualifizierungen in mehreren Dokumenten dargelegt, um seine innere Struktur wie die allgemeinen Qualitätsstandards der Qualifizierungen im DTB und den LTV zu beschreiben.

Grundsätzlich handelt es sich bei Ausbildungen um in sich abgeschlossene Maßnahmen, in denen – aufbauend auf den vorhandenen Qualifikationen und Erfahrungen der Teilnehmenden sowie auf der Grundlage der zu erwartenden Anforderungen an die Trainer*innen oder Übungsleiter*innen – Kompetenzen erweitert und vertieft werden.

Hierzu hat der DTB ein eigenes Kompetenzmodell entworfen, welches er nun nach und nach – über eine Kompetenzkonzeption – in die Ausbildungen der Sportarten und Handlungsfelder einbringt. In diesem Modell stehen die Aspekte "Sich selbst kennenlernen", "Lernen, mit anderen umzugehen", "Lernen zu handeln" und "Lernen zu wissen" im Vordergrund.

Wichtiges Thema: Safe Sport

Ein wichtiges Thema in der verbandlichen Bildung des DTB ist seit einigen Jahren das Thema "Safe Sport". 

Zum einen resultiert dies auch dem Kulturwandelprozess, den der DTB aktuell durchläuft, zum anderen spielen hierbei Vorgaben des DOSB eine Rolle:

Ab 2025 muss das "DOSB-Stufenmodell zum Schutz vor Gewalt", welches die Mindeststandards zum Schutz vor Belästigung und Gewalt im Sport für den DOSB, seine Mitgliedsorganisationen sowie die DOSB-nahen Institutionen beschreibt, in allen Mitgliedsorganisationen umgesetzt werden.

So erweiterte der DTB im Jahr 2025 seine Ausbildungskonzeption erneut dahingehend, dass in allen C-Lizenz-Ausbildungen nun mindestens vier und in allen B- und A-Lizenz-Ausbildungen mindestens zwei Lerneinheiten zum Thema "Safe Sport" durchgeführt werden. 

Digitalisierung – auf dem Vormarsch seit Corona

Seit der Corona-Pandemie hat zudem verstärkt die Digitalisierung Einzug ins Ausbildungssystem erhalten. Inzwischen bestehen zahlreiche Qualifizierungsangebote, bei denen Präsenzveranstaltungen mit Onlinephasen kombiniert werden.

Wie Jens Mitzel erläutert, möchte der DTB "die sinnvolle Kombination von Präsenz- und Onlineunterricht gerne weiter etablieren, da er hier ein großes Potenzial sieht, um die doch zeitaufwändigen Ausbildungen für die Teilnehmenden so zu gestalten, dass sie besser in ihren Alltag integrierbar sind, und gleichzeitig die Qualität der Ausbildung hochzuhalten".

Mittlerweile existieren etliche Onlinewerkzeuge und -methoden, die den Präsenzunterricht gewinnbringend unterstützen können. Dazu zählen interaktive Lernaufgaben, die Möglichkeit, sich per Onlinemeeting auch von zuhause aus und in kurzen Einheiten auszutauschen, die Nutzung von Videos aus dem "Arbeitsalltag", um Trainer*innen zu beobachten und daraus zu lernen, oder Onlinequizze und -lernportfolios als lehrgangsbegleitende Lernnachweise.

Nur digitale Angebote – nicht sinnvoll

Bei allen Vorteilen, welche die zurzeit verfügbaren digitalen Werkzeuge bieten, um die Aus- und Fortbildungen des DTB zu unterstützen, erweisen sich aus Sicht des Verbandes Qualifizierungen ohne physische Präsenz aktuell als nicht sinnvoll. Schließlich geht es in den Qualifizierungen im Sport nicht allein um die Vermittlung von Wissen, sondern auch um die Aneignung von Kompetenzen durch Lernaktivitäten, die besonders gut in einem Umfeld, welches durch soziale Interaktionen, fachliche Diskussionen und individuelle Reflektion geprägt ist, funktionieren. "Onlineformate können diese komplexen Anforderungen, die häufig durch persönliche ‚Zwischentöne‘ geprägt sind, meist nicht optimal abbilden", weiß Jens Mitzel.

Als effektiv haben sich Blended Learning-Formate erwiesen. Dabei können alle Teilnehmenden in Onlinephasen im jeweils eigenen Lerntempo Inhalte erfassen und sich intensiv auf die Präsenzveranstaltungen vorbereiten. "In den Präsenzphasen kann dann der Fokus auf die individuelle und gemeinsame Aneignung von Kompetenzen gelegt werden – also auf das Tun, Üben, Reflektieren, Diskutieren und Entwickeln, ohne ‚trockene‘ Wissensaneignung. Hierdurch wird die Wertigkeit der Präsenz noch einmal gesteigert", sagt Jens Mitzel. Die Onlinephasen werden durch eine Lernplattform unterstützt, die der DTB allen Landesturnverbänden zur Verfügung stellt. 

Weitere Informationen rund um das Thema Bildung findet ihr unter:

Die DTB-Akademie

Die DTB-Akademie wurde im Jahr 1995 als gemeinsame Bildungseinrichtung der Landesturnverbände (LTV) gegründet, die außerhalb des DOSB-Lizenzwesens aktuelle Felder der Aus-, Fort- und Weiterbildung besetzt. Die Akademie-Zentren decken große Teile Deutschlands ab, d. h. es existieren in zahlreichen Regionen Möglichkeiten, Angebote im Rahmen der DTB-Akademie wahrzunehmen.

Im Fokus der DTB-Akademie stehen aktuelle Trends und die Entwicklung neuer Programme und Angebote in den Bereichen

  • Fitness,
  • GroupFitness,
  • Functional Training,
  • Gesundheitssport,
  • Pilates,
  • Yoga,
  • Tanz und Choreografie
  • sowie Kinder und Ältere.

Dabei hält – unter dem gemeinsamen Dach – jeder beteiligte Landesturnverband sein eigenes Bildungsprogramm vor.

Muss ich Mitglied in einem Turnverein sein?

Die DTB-Akademie ist offen für alle

Anders als im Zusammenhang mit der verbandlichen Bildung ist eine Mitgliedschaft in einem Turnverein nicht zwingend erforderlich, möchte man eine Aus-, Fort- oder Weiterbildung, die von der DTB-Akademie ausgeschrieben ist, absolvieren.

"Die DTB-Akademie ist offen für alle, also z. B. auch für Physiotherapeutinnen und -therapeuten, Kita-Personal, Lehrkräfte oder Bewegungsfachkräfte aus der kommerziellen Fitnessszene. Sie deckt somit nicht nur inhaltlich, sondern auch hinsichtlich der potenziellen Teilnehmenden ein breites Spektrum ab", erläutert Monika Preißer, die in der DTB-Geschäftsstelle die DTB-Akademie federführend betreut. Gleichzeitig kann die DTB-Akademie "relativ zügig neue Themen aufgreifen, etwa auf Trends reagieren", so die Mitarbeiterin des DTB. Bei großen Ausbildungen, die im Rahmen der verbandlichen Bildung angeboten werden, ist dies oftmals nicht in der Weise möglich.

Das Basismodul – womit alles anfängt

Wer bislang keine Übungsleiterlizenz erworben hat und sich für die Angebote der DTB-Akademie interessiert, startet dort mit einem Basismodul in seinen Ausbildungsweg. Darin werden Grundkenntnisse, z. B. in den Bereichen Trainings- und Bewegungslehre, vermittelt, sodass ein Basis-Know-How für die Teilnahme an Fort- und Weiterbildungen gegeben ist.

Die Wahl besteht zwischen drei Basismodulen:

  • dem Basismodul Fitness- und Gesundheitstraining,
  • dem Basismodul GroupFitness und
  • dem Basismodul Fitnesstraining.

Anschließend kann durch Aus- oder Weiterbildungen eine Spezialisierung erfolgen, etwa zur Kursleitung, zum Instructor oder zum/zur DTB-Trainer*in – je nachdem, in welchem Bereich (z. B. Angebote im Gesundheitssport, Angebote für Gruppen) man später einmal tätig werden möchte. 

Lizenz oder Zertifikat?

Während in der verbandlichen Bildung – über die Landesturnverbände bzw. den DTB – Lizenzen ausgestellt werden, gehen die Angebote der DTB-Akademie mit Zertifikaten oder Teilnahmebescheinigungen einher, um die Abgrenzung zwischen dem Lizenzwesen und der DTB-Akademie zu verdeutlichen. Die Maßnahmen der DTB-Akademie werden allerdings von vielen Landesturnverbänden zur Verlängerung der Lizenzen Trainer*in-C (Breitensport) und Übungsleiter*in-C anerkannt. Denn: Weder Lizenzen noch Trainer*innen-Zertifikate der DTB-Akademie sind zeitlich unbegrenzt gültig, sondern müssen in bestimmten Abständen durch entsprechende Fortbildungen verlängert werden. Dies garantiert, dass die Übungsleitungen & Co. stets "up to date" sind.

Die DTB-Akademie bietet sowohl einen kompakten Einstieg – für Personen, die sich schnell spezialisieren möchten – an als auch "große" Ausbildungen, die im Umfang mit einer Übungsleiterlizenz (120 Lerneinheiten) vergleichbar sind. Das gilt etwa für die Bereiche GroupFitness, Yoga und Pilates.

Einige Lehrgänge der DTB-Akademie beinhalten auch die Einweisung in ein standardisiertes Kursprogramm, sodass die Kursleitungen (mit der notwendigen Qualifikation) von den Krankenkassen anerkannte Präventionskurse im Verein anbieten können.

Die Kosten, die für Lehrgänge im Rahmen der DTB-Akademie anfallen, sind im Durchschnitt höher als jene, die für Aus-, Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen innerhalb des DTB und seiner Landesturnverbände anfallen. Grund dafür ist, dass die DTB-Akademie ohne finanzielle Förderung durch Bund oder Länder auskommen muss.

Allerdings, so Monika Preißer: 
"Der organisierte Sport ist im Vergleich zu vielen kommerziellen Anbietern nach wie vor günstig. Außerdem ist dort sichergestellt, dass alle Angebote seriös sind. Das ist gerade bei reinen Onlineangeboten, die im Internet gemacht werden, oftmals nicht so leicht festzustellen."

Für jeden etwas Passendes dabei

Welcher Ausbildungsweg individuell der sinnvollste ist, hängt insgesamt somit davon ab, in welchen Bereichen und in welcher Form man im Turnen mit seinen vielfältigen Ausprägungen tätig sein möchte. In jedem Fall findet jeder etwas für ihn Passendes – ob in der verbandlichen Bildung oder innerhalb der DTB-Akademie.

Alle Informationen zu den Bildungsmöglichkeiten im DTB gibt es unserer Website.

Zu den Bildungsmöglichkeiten

Direkt zur DTB-Akademie

Rabatte gibt es auch

Übungsleitungen und Mitglieder in Turnvereinen, die im Besitz einer GYMCARD oder einer DTB-ID sind, erhalten im Übrigen Rabatt auf die Teilnahmegebühren der DTB-Akademie.

Der Fokus liegt bei der DTB-Akademie auf Angeboten in Präsenz. "Onlineformate erfordern besondere personelle Ressourcen. Diese haben nicht alle Landesturnverbände zur Verfügung. Außerdem geht es bei den Angeboten vielfach auch darum, sich auszutauschen, etwas auszuprobieren und voneinander zu lernen. Das funktioniert am besten in Präsenzformaten vor Ort. Daher gibt es in der DTB-Akademie nur wenige Angebote, die ausschließlich online durchgeführt werden", erläutert Monika Preißer.

AUSGABE           Bildung 02-2025 | Fit & Gesund | Wissen, das bewegt
AUTORIN            Dr. Claudia Pauli