BFDler mit Haiko Schellhammer in Frankfurt | Foto: DTJ
Einblicke

Bildung im Bundesfreiwilligendienst beim Deutschen Turner-Bund

Lernen durch Engagement

Der Bundesfreiwilligendienst (BFD) beim Deutschen Turner-Bund (DTB) ist mehr als nur eine Gelegenheit, sich sozial zu engagieren – er ist eine Bildungsreise, die sowohl fachliche als auch persönliche Kompetenzen fördert.

Der BFD bietet jungen Menschen ab 16 Jahren sowie älteren Interessierten nicht nur eine sinnvolle Tätigkeit im Sportbereich, sondern auch vielfältige Bildungs- und Qualifikationsmöglichkeiten. Durch praxisnahe Arbeit in verschiedenen Bereichen sammeln Freiwillige wertvolle Erfahrungen, die sie auf ihre berufliche Zukunft vorbereiten.

Vielfältige Bildungschancen und praxisnahes Lernen

Freiwillige beim DTB übernehmen diverse Aufgaben – von der Organisation von Events über die Betreuung von Social-Media-Kanälen bis hin zur Unterstützung von Trainer*innen in Turnhallen. Durch diese praktischen Tätigkeiten erwerben sie essenzielle Schlüsselkompetenzen wie

  • Teamarbeit,
  • Kommunikation,
  • Selbstständigkeit und
  • Zeitmanagement.

Sie sind nicht nur in organisatorische Abläufe eingebunden, sondern arbeiten aktiv an Projekten mit, sei es in der Eventorganisation, im Marketing oder in der Sportartenentwicklung. Dabei entwickeln sie wertvolle Kommunikations- und Teamfähigkeiten.

"Viele kommen direkt von der Schule, haben kaum Berufserfahrung und wenig Vorstellung von der Arbeitswelt. Wie gehe ich an Aufgaben heran? Wie und wann ist es wichtig, mit wem zu kommunizieren? All das kommt im Schulsystem oft zu kurz", erklärt Haiko Schellhammer, Referent für den Bundesfreiwilligendienst beim DTB.

Der Freiwilligendienst hilft den Teilnehmenden, sich ihrer eigenen Stärken bewusst zu werden und ihre beruflichen Interessen zu konkretisieren.

Integration in die tägliche Arbeit

Die Freiwilligen sind vollständig in den Arbeitsalltag des DTB eingebunden. Sie teilen sich Büros und Arbeitsplätze mit den Mitarbeitenden und werden aktiv in verschiedene Projekte einbezogen. Ihre Aufgaben betreffen stets aktuelle Themen aus der Welt des DTB.

Beispielsweise haben zwei aktuelle BFDler*innen Plakate für das Schulmarketing des BFD mitgestaltet, die in den kommenden Monaten ausgehängt werden. Eine BFDlerin ist in die Planung und Umsetzung der großen Stadiongala beim Turnfest in Leipzig involviert, während fünf weitere Freiwillige direkt im Organisationskomitee in Leipzig mitwirken.

Strukturierte Bildungstage und Lizenzangebote

Ein wesentlicher Bestandteil des BFD sind die verpflichtenden Bildungstage. Während eines zwölfmonatigen Dienstes müssen Freiwillige mindestens 25 Tage an Weiterbildungen teilnehmen. Besonders hervorzuheben ist die Möglichkeit, während des BFD eine Übungsleiter*in C-Lizenz zu erwerben. Diese Ausbildung wird vollständig finanziert und in die Bildungstage integriert.

"Wir freuen uns natürlich immer sehr, wenn die Wahl auf eine Lizenz im Turnsport fällt", betont Schellhammer. Diese Lizenz eröffnet neue Möglichkeiten im Sportbereich und kann ein wichtiger Schritt in der persönlichen Laufbahn sein.

Neben den Bildungstagen gibt es bundesweite Seminare, die eine Plattform für Austausch und Reflexion bieten. "Fünf dieser Bildungstage finden an Bildungszentren des Bundes statt und sind für U27 sogar Pflicht", ergänzt Schellhammer. Zum Abschluss des BFD findet ein fünftägiges Abschlussseminar statt, bei dem das Jahr reflektiert und Impulse für die Zukunft gegeben werden.
 

Projekte und Initiativen

Es gibt keine festgelegten Projekte, bei denen sich Freiwillige besonders einbringen müssen – stattdessen haben sie viele Gestaltungsmöglichkeiten. Im DTB findet alle 14 Tage ein Meeting ausschließlich für die BFDler*innen statt, in dem sie Mini-Projekte nach ihren Interessen suchen und umsetzen. "Hieraus entstanden auch Steckbriefe, in denen neue Mitarbeitende kleine Einblicke geben konnten und intern mehr Aufmerksamkeit und Wertschätzung erhielten", berichtet Schellhammer.
Freiwillige haben zudem die Möglichkeit, innerhalb der Landes-Turnverbände (LTVs) jährlich wiederkehrende Events mitzugestalten und trägerübergreifend politisches Engagement zu zeigen. Das Sprecher*innen-System ermöglicht es ihnen, sich für politische Themen der Freiwilligendienste einzusetzen und teilweise sogar eigene Aktionen zu planen.

Berufliche Orientierung und Netzwerkmöglichkeiten

Im Verlauf ihres BFD erhalten die Freiwilligen gezielte Unterstützung bei ihrer Berufsorientierung. Zu Beginn des Dienstes werden ihre individuellen Stärken herausgearbeitet, während ab der Mitte des Jahres Hospitationen in anderen Abteilungen oder der Besuch von Jobmessen ermöglicht werden. Darüber hinaus entwickeln die Teilnehmenden Soft Skills wie Selbstorganisation und Konfliktlösung und erfahren die Tragweite ihres eigenen Handelns – essenzielle Fähigkeiten, die in jedem Berufsfeld gefragt sind. Sie erhalten zudem wertvolle Einblicke in den Berufssport und die Verbandsstruktur des DTB und lernen, Projekte zu organisieren, Teams zu leiten und in einer professionellen Umgebung zu arbeiten.

"Viele wissen danach genau, was sie wollen – oder was sie definitiv nicht wollen", betont Schellhammer. Das hilft ihnen, ihre berufliche Laufbahn bewusster zu wählen und später zufriedener mit ihrer Entscheidung zu sein. Zudem kann ein absolviertes BFD bei Bewerbungen für Studiengänge oder Ausbildungen von Vorteil sein.

Langfristige Perspektiven durch den BFD

Die Erfahrungen der letzten elf Jahre zeigen, dass der BFD nicht nur ein Orientierungsjahr sein kann, sondern auch ein Türöffner für den Berufseinstieg ist. Viele Freiwillige haben direkt im Anschluss ein duales Studium beim DTB begonnen, einige eine Anstellung beim DOSB gefunden oder eine Ausbildung in anderen Landes-Turnverbänden (LTVs) gestartet. Einem Freiwilligen über 45 wurde während seines BFD eine hauptberufliche Projektstelle beim DTB angeboten, da er den Freiwilligendienst zur beruflichen Neuorientierung nutzte.

Die Netzwerkmöglichkeiten während des BFD sind vielfältig. Viele Freiwillige bleiben untereinander vernetzt, und auch zum DTB besteht oft weiterhin eine Verbindung, die für ehrenamtliches Engagement genutzt wird. Wer nach dem BFD eine Trainer*in C-Lizenz besitzt, hat zudem gute Chancen, sich deutschlandweit in Vereinen weiter zu engagieren. Der DTB organisiert bei großen Veranstaltungen auch BFD-Alumni-Treffen, um ein nachhaltiges Netzwerk über den Sport hinaus aufzubauen.
 

Mehrwert für den Deutschen Turner-Bund

Nicht nur die Freiwilligen profitieren vom BFD – auch der DTB gewinnt durch ihr Engagement. "Unsere BFDler*innen bringen frische Ideen und neue Perspektiven in den Verband", erklärt Schellhammer. Durch ihre Unterstützung bei Veranstaltungen, in der Verwaltung oder in der Sportartenentwicklung werden wertvolle Ressourcen bereitgestellt, die den regulären Betrieb bereichern.

Zudem sieht der DTB im BFD eine langfristige Chance, junge Menschen für den Sport zu begeistern und an den Verband zu binden. Durch den Wissenstransfer und die Erfahrungen der Freiwilligen entwickelt sich der Verband kontinuierlich weiter. "So wollen wir unsere Strukturen stärken und hoffen, Freiwillige nach dem BFD in unseren Strukturen zu halten – ob hauptberuflich oder ehrenamtlich, bundesweit, in Landesturnverbänden oder im kleinsten Verein", so Schellhammer.
 

Herausforderungen und Verbesserungsbedarf

Trotz der zahlreichen Bildungsangebote sieht der DTB Entwicklungspotenzial. Eine engere Begleitung der Freiwilligen sowie eine modernisierte Seminarstruktur stehen im Fokus. "Viele melden uns zurück, dass es schade ist, sich untereinander so selten und erst zum Abschlussseminar für fünf Tage zu sehen", sagt Schellhammer.
Zudem sei es eine Herausforderung, die Bildungsangebote zeitgemäß und attraktiv zu gestalten. Ein verstärkter digitaler Austausch könnte helfen, den Freiwilligen kontinuierlich Impulse für ihre berufliche Entwicklung zu geben. Gleichzeitig stehen der DTB und andere Träger vor Herausforderungen wie Finanzkürzungen durch den Bund sowie bürokratischen Hürden.

Mehr als ein Freiwilligendienst

Der BFD beim DTB ist mehr als ein Freiwilligendienst – er ist ein Bildungsjahr mit enormem Potenzial für persönliche und berufliche Entwicklung.

Wer sich für Bildung durch praktische Erfahrungen interessiert und seine Kompetenzen erweitern möchte, findet hier eine ideale Möglichkeit zur Entfaltung.

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Ansprechpartner bei der DTJ:  Haiko Schellhammer, E-Mail: haiko.schellhammer@tuju.de

AUSGABE           Bildung 02-2025 | Einblicke | Lernen durch Engagement
AUTORIN            Hannah Stormanns