Impulsvortrag beim Ehrenamtstag 2024 | Foto: Claudia Pauli
Einblicke

Finden, Gewinnen und Binden von ehrenamtlich Engagierten

"Ehrenamtstag" sorgt für Unterstützung

Ohne ehrenamtliches Engagement könnte (auch) im Turnsport vieles nicht in der Weise stattfinden, wie man es als Sportbegeisterte bzw. Sportbegeisterter gewohnt ist und schätzt. Gleichzeitig haben immer mehr Turn- und Sportvereine, Turnbezirke oder -kreise sowie -verbände Schwierigkeiten, ausreichend Personen zu finden, die sich z. B. in ein Amt im Vorstand wählen lassen, die bei der Organisation und Durchführung von Wettkämpfen und Veranstaltungen helfen, die regelmäßig als Kampfrichterin oder Kampfrichter in der Turnhalle im Einsatz sein möchten, die in Ausschüssen mitarbeiten oder die als Übungsleitung Kinder, Jugendliche oder Erwachsene unterschiedlichen Alters in Bewegung bringen.

Der "Ehrenamtstag" - erstmals 2023

Um die Landesturnverbände und deren Untergliederungen beim Finden, Gewinnen und Binden von ehrenamtlich Engagierten zu unterstützen, initiierten die Verantwortlichen im Deutschen Turner-Bund (DTB) im Jahr 2023 erstmalig einen "Ehrenamtstag".

Angeregt hatten eine solche Veranstaltung u. a. Oliver Lorz und Jennifer Knake, die in den Landesturnverbänden Schwaben (STB) und Niedersachsen (NTB) hauptberuflich für das Thema "Freiwilligenmanagement" verantwortlich zeichnen.

Nachdem der "Ehrenamtstag" – eine gemeinsame Veranstaltung von DTB und Deutscher Turnjugend (DTJ) – an einem Samstag im Herbst 2023 in Frankfurt am Main seine Premiere feierte, luden der DTB und die DTJ für dieses Jahr zu einem zweitägigen Austausch ein. Noch mehr Zeit für Gespräche miteinander zu haben, war der klare Wunsch der Teilnehmenden an der ersten Auflage. So trafen sich im Oktober 2024 mehr als 50 Engagierte aus zahlreichen Regionen Deutschlands diesmal in Köln, um zu erörtern, wie es den Vereinen und Verbänden gelingen kann, sich auch in personeller Hinsicht zukunftsfähig zu machen. Dass das Thema viele Menschen bewegt, kam dabei u. a. dadurch zum Ausdruck, dass die Teilnehmenden sehr unterschiedliche Altersgruppen repräsentierten und zudem in ihrem jeweiligen Verein oder Verband sehr verschiedene Funktionen ausüben und ungleiche Rahmenbedingungen vorfinden.

Vielfältiges Programm

Der "Ehrenamtstag" zeichnet sich jeweils durch einen Impulsvortrag, Workshops, in welchen die Teilnehmenden in Kleingruppen zu bestimmten Themen besonders intensiv ins Gespräch kommen können, Diskussionsrunden, das individuelle Netzwerken und weitere Anregungen für die Arbeit im Verein oder Verband aus. Dabei wurde bis dato jeweils bewusst auf eine Teilnahmegebühr verzichtet und zugleich die Veranstaltung für die Teilnehmenden zur Lizenzverlängerung (Übungsleiter- und Vereinsmanagerlizenz) anerkannt. Außerdem übernahm der DTB die Kosten für die Verpflegung und verloste zwei Tickets für die nächste Tournee des "Feuerwerk der Turnkunst".

Als Referentinnen und Referenten konnten für die bisherigen beiden Auflagen u. a. Expertinnen und Experten von der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt (DSEE), aus verschiedenen Landesturnverbänden sowie von der DTJ gewonnen werden.

So erfuhren die Teilnehmenden in diesem Jahr etwa,

  • dass sich die Definition von "Ehrenamt" bzw. "Engagement" in den vergangenen Jahren in der Weise verändert hat, als dass "Engagement" aktuell ein recht weit gefasster Begriff ist, 
  • dass sich im Bereich "Sport und Bewegung" besonders viele Menschen engagieren, 
  • dass Bildung nach wie vor eine Hürde für Engagement darstellt, 
  • inwiefern es wichtig ist, Engagementformate weiterzuentwickeln, 
  • dass die persönliche Ansprache nach wie vor enorm relevant ist, damit sich Menschen engagieren, 
  • welche Bedeutung es hat, sich gegenüber z. B. der Politik und der Kommune stark für Ehrenamt/Engagement zu machen, 
  • welche Formen der Unterstützung die DSEE in Bezug auf Engagement anbietet, 
  • wie Ehrenamt von positiver Psychologie lernen und diese anwenden kann,
  • welche Bedeutung Wertschätzung im Ehrenamt hat,
  • wie wichtig es ist, die Wertschätzung auf die betreffende Person und deren individuelle Motive für Engagement abzustimmen,
  • wie gelungene Wertschätzung in der Praxis aussehen kann, 
  • welche Faktoren ehrenamtliches Engagement von jungen Leuten fördern, 
  • welche neuen Organisationsformen im Verein oder Verband zu mehr Engagement führen können und
  • wie es gelingen kann, nach der Rückkehr vom "Ehrenamtstag" zeitnah tatsächlich "ins Machen zu kommen".

"Ich habe viele interessante Anregungen mitgenommen", zog etwa eine Teilnehmerin ein Fazit. Andere Teilnehmende wünschten sich, auch nach der Veranstaltung noch mit den Anwesenden in Kontakt bleiben zu können. Alle waren sich einig darin, dass der zeitliche Rahmen in diesem Jahr weitaus besser war als 2023, da deutlich mehr Raum für persönliche Gespräche zur Verfügung stand. Als angenehm empfanden die Teilnehmenden auch die relativ kleinen Workshopgruppen und die damit verbundene Möglichkeit, mit den Referentinnen und Referenten in den direkten Austausch zu kommen. Gleichzeitig äußerten einige die Hoffnung, dass der "Ehrenamtstag" künftig auf eine noch größere Resonanz stößt und u. a. Vertreterinnen und Vertreter aus allen Regionen Deutschlands daran teilnehmen. 

"Gemeinsam haben wir eine schöne Veranstaltung gestaltet, die einen Mehrwert für Turnvereine und -verbände bietet und das Ehrenamt stärkt", zeigte sich etwa Oliver Lorz aus dem Beirat Engagement und Ehrenamt im DTB, welcher den "Ehrenamtstag" organisiert, nach der zweiten Auflage zufrieden.

AUSGABE         Ehrenamt 05-2024 | Einblicke | "Ehrenamtstag" sorgt für Unterstützung
AUTORIN          Dr. Claudia Pauli