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Fit und gesund in den Herbst | Expertenrat

Verletzungsprävention

Sportverletzungen sind ein häufiges Problem bei Athleten und Sportlern aller Altersgruppen und Fitnesslevel. Verletzungen können dabei von leichten Prellungen und Verstauchungen bis hin zu schweren Knochenbrüchen und Muskelrissen reichen und so das Training und die sportliche Leistung teilweise stark und langfristig beeinträchtigen. Eine gezielte Prävention kann helfen, das Risiko von Sportverletzungen zu reduzieren und die sportliche Leistung zu verbessern.

Prävention im Sport umfasst verschiedene Maßnahmen, die darauf abzielen, Verletzungen und gesundheitliche Probleme im Zusammenhang mit sportlicher Aktivität zu vermeiden. In diesem Beitrag erläutern wir verschiedene Möglichkeiten und geben wertvolle Tipps, wie man erfolgreich und nachhaltig Verletzungen und Beschwerden am Bewegungsapparat vorbeugen kann.

Aufwärmen

Eine erste wichtige Präventionsmaßnahme ist das Aufwärmen. Ordentliches Aufwärmen erhöht die Körpertemperatur und den Blutfluss, was die Muskeln und Gelenke besser auf das bevorstehende Training oder Spiel vorbereitet. Es hilft auch dabei, die Beweglichkeit und Flexibilität der Gelenke zu erhöhen, was besonders wichtig ist, um Verletzungen im Bereich der Gelenke wie beispielsweise Verstauchungen oder Bänderrisse zu vermeiden. Darüber hinaus kann das Aufwärmen auch die Leistungsfähigkeit steigern. Denn durch das Aufwärmen wird der Körper auf die bevorstehende sportliche Aktivität vorbereitet und ist somit in der Lage, seine Leistung schneller abzurufen. Dies kann gerade im Wettkampf entscheidend sein.

Ein dynamisches Aufwärmen, das Dehnübungen, leichte Kardioübungen und sportartspezifische Bewegungen umfasst, kann dazu beitragen, das Verletzungsrisiko zu reduzieren. Es sollten verschiedene Übungen durchgeführt werden, um verschiedene Muskelgruppen zu aktivieren. Dazu gehören beispielsweise leichte Laufeinheiten, Dehnübungen, Sprungübungen oder auch Übungen mit dem eigenen Körpergewicht wie Liegestütze oder Kniebeugen. Die Dauer des Aufwärmens sollte je nach Intensität der sportlichen Aktivität und den individuellen Bedürfnissen des Sportlers zwischen 10 und 30 Minuten liegen.

Wissenschaftlicher Hintergrund

Es gibt zahlreiche Studien und Statistiken, die die Bedeutung des Aufwärmens vor dem Sport unterstützen. Hier sind einige Schlüsselpunkte zusammengefasst:

  1. Verletzungsrisiko und Leistungssteigerung: Studien zeigen, dass korrektes Aufwärmen das Risiko von Verletzungen um bis zu 50% reduzieren kann. Dies liegt daran, dass Aufwärmen die Muskeln, Sehnen und Bänder besser durchbluten und deren Flexibilität erhöhen kann. Zudem zeigen die Studien, dass Sportler durch Aufwärmen ihre Leistungsfähigkeit um etwa 10% steigern können. Dies liegt daran, dass Aufwärmen die Körpertemperatur erhöht, was die Reaktionszeit und die Koordination verbessert.
    (Fradkin, A. J., Zazryn, T. R., & Smoliga, J. M. (2010):  Effects of warming-up on physical performance: A systematic review with meta-analysis", Journal of Strength and Conditioning Research)

  2. Muskel- und Gelenktemperatur: Aufwärmen erhöht die Muskel- und Gelenktemperatur um etwa 1 bis 2 Grad Celsius, was die Muskelflexibilität und Gelenkbeweglichkeit verbessert. Eine Studie zeigte, dass diese Temperaturerhöhung die Leistungsfähigkeit von Sportlern signifikant verbessert.
    (Bishop, D. (2003): Warm up II: Performance changes following active warm up and how to structure the warm up", Sports Medicine)

  3. Kardiovaskuläre Vorbereitung: Aufwärmen hilft, den Herzschlag allmählich zu erhöhen und das Herz-Kreislauf-System auf die bevorstehende Belastung vorzubereiten. Eine Studie hat gezeigt, dass ein gutes Aufwärmen den Blutdruck und die Herzfrequenz in der Anfangsphase des Trainings stabiler hält.
    (McGowan, C. J., Pyne, D. B., Thompson, K. G., & Rattray, B. (2015): Warm-Up Strategies for Sport and Exercise: Mechanisms and Applications", Sports Medicine)

Trainingsplanung

Eine weitere Maßnahme ist eine angemessene Trainingsroutine. Ein zu intensives Training oder eine zu schnelle Steigerung der Belastung können zu Überlastungen und Verletzungen führen. Es ist daher wichtig, ein Trainingsprogramm aufzustellen, das den individuellen Bedürfnissen und Fähigkeiten des Sportlers entspricht. Es sollte einen ausgewogenen Mix aus Kraft, Ausdauer, Flexibilität und Koordination beinhalten, um den Körper gleichmäßig zu stärken.

Es ist wichtig, die Intensität und das Volumen schrittweise zu steigern, um Überlastungen zu vermeiden. Die Regelmäßigkeit der Einheiten sollte auf den individuellen Fitnesszustand abgestimmt sein. Zwischen den Trainingseinheiten sind Erholungsphasen unverzichtbar, da sie dem Körper die Möglichkeit geben, sich zu regenerieren und stärker zu werden. Zudem sollte man auf den eigenen Körper hören: Schmerzen und Erschöpfung sind Warnsignale, die nicht ignoriert werden sollten.

Auch hier belegen zahlreiche Studien, dass zu intensives Training das Verletzungsrisiko erhöht:

  1. Verletzungsrisiko durch Übertraining: Diese Studie zeigt, dass eine zu schnelle Zunahme der Trainingsintensität, die sogenannte "Acute Workload Ratio", das Verletzungsrisiko signifikant erhöht. Wenn die Trainingsbelastung in kurzer Zeit stark ansteigt, steigt das Verletzungsrisiko bei Athleten um bis zu 50%.
    (Gabbett, T. J. (2016): The training injury prevention paradox: Should athletes be training smarter and harder?", British Journal of Sports Medicine)

  2. Übertraining und Muskel-Skelett-Verletzungen: Diese Studie untersuchte den Zusammenhang zwischen Trainingsvolumen und Verletzungen bei Elitesportlern. Die Forscher fanden heraus, dass ein übermäßiges Trainingsvolumen ohne angemessene Erholungszeiten zu Muskel-Skelett-Verletzungen führt.
    (Raysmith, B. P., & Drew, M. K. (2016): Performance success or failure is influenced by weeks lost to injury and illness in elite Australian track and field athletes: A 5-year prospective study", Journal of Science and Medicine in Sport)

  3. Langfristige Auswirkungen von Übertraining: Diese Übersichtsarbeit behandelt die Auswirkungen von Übertraining, einschließlich Verletzungen und Burnout. Sie zeigt, dass chronisches Übertraining nicht nur die körperliche Leistung beeinträchtigt, sondern auch das Risiko für Verletzungen und Krankheiten erhöht.
    (Meeusen, R. et al. (2013): Prevention, diagnosis, and treatment of the overtraining syndrome: Joint consensus statement of the European College of Sport Science (ECSS) and the American College of Sports Medicine (ACSM)", European Journal of Sport Science)

  4. Muskelermüdung und Verletzungsrisiko: Diese Studie untersucht die Auswirkungen von Muskelermüdung auf die Verletzungsanfälligkeit. Sie zeigt, dass erschöpfte Muskeln die Fähigkeit verringern, sich korrekt zu bewegen, was das Risiko für Zerrungen und Verstauchungen erhöht.
    (Smith, M. F., et al. (2016): Effects of muscle fatigue on risk of injury: Considerations for training and recovery in athletes", Journal of Athletic Training)

Ausrüstung

Die Wahl der richtigen Sportbekleidung kann einen Beitrag zur Prävention im Sport leisten. Die Kleidung sollte bequem sein und aus atmungsaktiven Materialien bestehen, um eine Überhitzung des Körpers zu vermeiden. Außerdem sollten die Schuhe den Anforderungen der Sportart entsprechen, um eine gute Unterstützung und ausreichende Dämpfung zu bieten. Dazu gehört auch das Tragen von geeigneter Schutzausrüstung. Je nach Sportart kann dies ein Helm, Schienbeinschoner, Knieschützer, Ellbogenschützer oder auch ein Mundschutz sein. Die richtige Schutzausrüstung kann dazu beitragen, Verletzungen zu vermeiden oder zumindest abzumildern.

Regeneration

Nach sportlicher Aktivität ist eine ausreichende Regeneration ebenfalls wichtig, um sich von intensiven Belastungen zu erholen und dadurch die Leistungsfähigkeit zu steigern. Während der Erholungsphasen reparieren sich Muskeln, füllen sich Energiereserven auf und das Immunsystem wird gestärkt. Zu den zentralen Regenerationsmethoden gehören aktive Erholung, wie lockere Bewegung oder leichtes Dehnen, sowie passive Maßnahmen wie ausreichend Schlaf und Ruhezeiten. Schlaf ist besonders wichtig, da in dieser Phase Wachstumshormone freigesetzt werden, die für die Muskelreparatur entscheidend sind. Auch eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist nicht nur im Leistungssport von entscheidender Bedeutung, um die körperliche Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden zu erhalten. Bereits geringe Flüssigkeitsverluste durch Schwitzen können die Ausdauer, Kraft und Konzentration negativ beeinflussen. Eine Dehydrierung von nur 2% des Körpergewichts kann die sportliche Leistung erheblich beeinträchtigen.

Während des Trainings und Wettkampfs verliert der Körper nicht nur Wasser, sondern auch Elektrolyte wie Natrium und Kalium, die für die Muskel- und Nervenfunktion wichtig sind. Deshalb sollte die Flüssigkeitszufuhr auch Elektrolyte enthalten, insbesondere bei intensiven oder langen Belastungen. Isotonische Getränke sind eine gute Option, da sie schnell aufgenommen werden und verlorene Elektrolyte ersetzen.

Die optimale Flüssigkeitszufuhr beginnt schon vor dem Training, indem der Körper gut hydriert in die Belastung startet. Während des Sports sollten regelmäßig kleine Mengen Flüssigkeit aufgenommen werden, um den Flüssigkeitshaushalt aufrechtzuerhalten. Nach dem Training oder Wettkampf ist es wichtig, die verlorene Flüssigkeit rasch wieder aufzufüllen, um die Regeneration zu unterstützen und Erschöpfung zu verhindern.

Eine ausgewogene Ernährung liefert die nötige Energie, fördert den Muskelaufbau und unterstützt das Immunsystem. Kohlenhydrate sind die wichtigste Energiequelle, vor allem bei intensiven Trainingseinheiten und Wettkämpfen. Proteine sind entscheidend für die Muskelreparatur und den Aufbau, während gesunde Fette langanhaltende Energie liefern und Entzündungen reduzieren. Gleichzeitig sind Vitamine und Mineralstoffe wie Eisen, Kalzium und Magnesium wichtig für die Muskelfunktion und das allgemeine Wohlbefinden. Zusätzlich sollte genügend Zeit für Regenerationsübungen eingeplant werden, die das Muskelgewebe dehnen und die Flexibilität verbessern können. Prinzipiell hilfreich ist dabei auch die Beachtung von Warnsignalen des Körpers. Wenn ein Athlet Schmerzen, Steifheit oder Unwohlsein verspürt, sollte er oder sie das Training oder das Spiel abbrechen und sich ausreichend Zeit für die Erholung geben. Ignorieren von Warnsignalen kann zu schweren Verletzungen führen.

Fazit

Ein wirksames Programm zur Vorbeugung von Verletzungen im Sport erfordert einen ganzheitlichen Ansatz, der verschiedene Faktoren berücksichtigt. Dazu gehören eine gründliche Vorbereitung durch richtiges Aufwärmen, gezielte Kraft- und Beweglichkeitsübungen sowie die Einbindung von Koordinations- und Gleichgewichtstraining.
Regelmäßige Bewegungskontrollen und Anpassungen des Trainingsplans können individuelle Schwächen frühzeitig aufdecken und das Verletzungsrisiko minimieren.

Zusätzlich ist die Regeneration nach Belastungen entscheidend, um Überlastungen und chronischen Beschwerden vorzubeugen. Insgesamt können präventive Maßnahmen nicht nur die Leistungsfähigkeit erhalten und fördern, sondern auch die mentalen Folgen von Verletzungen mit Trainingsausfall und Leistungsabfall, Demotivation und Frustration nachhaltig vermeiden.

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AUSGABE         Prävention 04-2024 | Fit & Gesund | Verletzungsprävention
AUTOR    ­          Dr. Alexander Rucker